Saisonstart 2023 – lieber spät als nie!

Motorradfahrer von hinten, Fahrt durch den Wald.

Ein lauer Wind weht durch die Straßen und die Sonne strahlt am blauen Himmel – und die Motorradbatterie hängt noch am Ladegerät im Winterquartier. In diesem Jahr beginnt die Motorradsaison später als je zuvor, aber lieber spät als nie.

Die Batterie ist schnell drin, dazu noch etwas Luft in die Reifen und ab geht es gen Süden, über die Autobahn bis zur Ausfahrt Schäftlarn. Von dort aus setze ich die Reise fort, vorbei am idyllischen Oberbayern, durch reichlich neu geschaffene 30er Zonen und Grillduft über den Gärten. Das Ziel ist Wolfratshausen. Von Schäftlarn führt eine Straße mit einigen Kehren hinunter in die Stadt.

Motorradfahrer von hinten auf einer Straße entlang einer Betonwand
Dir Route führt entlang idyllischer – äh – Betonwände.

Von Wolfratshausen fahre ich weiter nach Ascholding, und über Mosham und Dettenhausen zurück in Richtung München. Hinter Deiningen geht es links ab über einige Kehren und erst über Isakanal und dann Isar. Mit mir sind hunderte Fahrradfahrer auf der Strecke unterwegs.

Rennradfahrer überholt stehenden Motorradfahrer
Du merkst, dass Deine Saison noch zu jung ist, wenn Dich sogar Radfahrer überholen.

Jetzt bin ich ja selbst begeisterter Rennradfahrer. Und ertappe mich dabei, wie ich mich fast unwohl fühle, mit dem Motorrad mal an den Rennrad-Kolonnen vorbei zu drängeln, und mich dann wieder ärgere, wenn sie an der nächsten Baustellenampel wieder vor mir stehen.

Rennradfahrer beim Überqueren des Isarkanals
Der Verkehr an sich besteht im Wesentlichen aus Hindernissen. Manche davon sind beweglich. Mehr oder weniger.

Auf unserem weiteren Weg passieren wir das beeindruckende Kloster Schäftlarn. Nur mit Mühe schaffe ich es, nicht im Kloster-Biergarten anzuhalten

Motorradfahrer, geduckt hinter die Windschutzscheibe, auf der Autobahn.
Weiß-blau sind Bayerns Himmel, weiß-blau bin auch ich.

Der Saisonstart 2023 mag zwar später als gewohnt gekommen sein, doch die ersten Stunden auf dem Motorrad zeigen, dass es die Sehnsucht nach der Freiheit auf zwei Rädern noch gibt.

Ein paar Touren sind bereits geplant. Vielleicht ergibt sich dazwischen noch mehr. Ich werde berichten.

Was war 2022 los?

Motorradstiefel, im Hintergrund Motorrad und Berge

Das Motorrad-Jahr 2022 ist fast vorüber und der Blog hat keinen einzigen Eintrag gesehen. Was war los?

Insgesamt war 2022 ein duschgeknalltes Jahr. Politisch, wirtschaftlich sowieso. Aber auch der beste Ausgleich für allen Wahnsinn, das Leben auf 2 Rädern, kam in 2022 nicht wirklich in Fahrt.

Beinahe schon symptomatisch dafür war die lange geplante, in diesem Jahr zehnte Ausfahrt mit Alex. Endlich einmal der Gardasee, meine Motorradheimat. Anfangs war ich Feuer und Flamme für einen solchen Ausflug. Am Ende war es zu kompliziert, ich hatte keine Zeit und war nicht dabei.

Ein halber Alpenblitz 2022

Erst einmal. Denn als die ersten Tourenbilder auf Twitter und Instagram auftauchten war der Zustand untragbar. Und so bin ich über Feiertag, Brückentag und Wochenende doch noch hinterhergefahren. Der See war zu diesem Zeitpunkt schon in den Büchern.

Torri di Fraele bei Bormio

Treffpunkt war Torri di Fraele bei Bormio. Die drei Alpenblitzenden waren gerade bei Film- und Drohnenaufnahmen (die seltsamerweise bis heute unveröffentlicht sind?). Die Straße hoch zu Torre di Fraele ist eine Mautstraße, die Auffahrt über unzählige Serpentinen und der Ausblick oben dafür aber umso spektakulärer.

Staumauer Lago di Cancano

Die Nacht hatten die drei in der Tibet-Hütte oben auf dem Stilfser-Joch gebucht. Leider nur für drei. Aber so kam ich insgesamt zu vier Silfser-Joch Auf-/Abfahrten.

Auffahrt zum Stilfser Joch.

Zum sehr gemütlichen Abendessen mit den dreien und Special-Guests,

Tibet-Hütte, die drei R nineTs und die alte Honda.

der Abfahrt zu meinem Quartier nach Bormio am späten Abend…

Wenn es Nacht wird am Stilfser Joch. Und ruhig.

… der Auffahrt am frühen nächsten Morgen noch praktisch ohne Verkehr …

Italien. Monumental.

… und der Weiterfahrt auf der anderen Seite in Richtung Vinschgau.

Tibet-Hütte oben, Motorradfahrer unten.

Ab da war die Tour auf eher harmlosen Straßen unterwegs. Reschenpass, Fernpass. Autobahn. Trotzdem. Ich war dabei. Ein bisschen.

Sicherheitstraining und Planungsfehler

Wer einmal ein Sicherheitstraining bucht. Schon weit im Voraus. Und den Kalender nicht im Griff hat.

Aber von vorne. Nicht bei BMW, nicht beim ADAC, sondern bei einer privaten Fahrschule habe ich gebucht. Statt großem Moto-Park fand das Ganze auf einem Parkplatz bei Miesbach statt. Statt Handlingsparkour dafür aber mit Schräglagentraining.

Da geht noch was.

Das macht wirklich Spaß und hilft vor allem auf der weniger guten Seite (bei mir die Linkskurve) zu üben. Am Ende war dann noch eine gemeinsame Ausfahrt ans Sudelfeld auf dem Programm.

Und nun zum Planungsfehler. Neben dem Sicherheitstraining war nämlich auch noch Snowboard-Urlaub in Sölden gebucht. Aber nichts, was sich nicht kombinieren ließe: Frau und Kind fuhren im Auto mit Snowboard voraus, ich vom Sudelfeld über das Kühtai nach Sölden hinterher.

Schräglagentraining, Teil 2

Tagestour: Berchtesgaden und Roßfeld Panoramastraße.

Motorradfahrer unterwegs in ganz viel Landschaft

Die Tour ist schon ein paar Tage her, das werdet Ihr merken, wenn auf den Bildern plötzlich Schnee zu sehen ist. Aber mein Leben ist derzeit etwas kompliziert, die Tage voll, sei es im Job oder beim Home-Schooling und das Motorrad sieht auch mehr Schrauben- als Zündschlüssel. Und so etwas verspätet, aber nicht weniger schön, die Erinnerung an eine tolle Tour Ende des Wonnemonats Mai in den äußersten Südosten der Bundesrepublik.

Geplant war die Tour schon seit langem. Jetzt folgt die Umsetzung.

Motorrad fährt aus Tiefgarage
Nach Berchtesgaden geht’s nach rechts. Blinken nicht vergessen.

Nach einer Stunde Autobahn beginnt die Tour in Bernau am Chiemsee. Hinter Marquartstein biege ich ab in Richtung Vogllug und erwische die ersten paar Kurven des Tages. Nach Unterwössen wird die Strecke dann interessanter. Zwar als Bundesstrasse B305 eher großspurig benannt, aber mit schön weit gezogenen Kurven.

Bundesstraße auf Abwegen. Warum kann das hier nicht so schön kerzengerade sein wie es sich für eine B305 gehört?

Die B305 ist hier Teil der Deutsche Alpenstraße.

Deutsche Alpenstrasse bei Seehaus.
Reizvoll. Autoarm. Beides gut.

Kurz vor Schneizlreuth ist die B305 dann gesperrt. Wie sich im Nachgang herausstellt wohl längerfristig, da sich Straße und Unterbau in bedauernswertem Zustand befinden. So richtig schlimm ist das aber gar nicht. Die Umleitung führt über die ST2101 vorbei am Berner Thumsee auf schönen Nebenstraßen.

Motorradfahrer Frontalansicht bei Tunnelausfahrt
Nach dem Tunnel ist vor dem Thumsee.

Einzig die permanente Geschwindigkeitsbeschränkung auf 60 km/h ist für diese Straße etwas anstrengend. In Bad Reichenhall biege ich gleich wieder ab in Richtung Alpenstraße. Ein Stück der B21 am Saalachsee entlang folgend komme ich in Fronau zurück auf die B305. Hier werden die Berge schon massiver und die Aussichten spektakulärer. Ach ja, und der Himmel dunkler. Wird schon halten, oder?

Alpenpanorama auf der Alpenstrasse.
Endlich richtige Berge.

Kurz vor dem Taubensee biege ich auf eine Nebenstraße in Richtung Hintersee ab. Jetzt kommt zur Landschaft noch kleine Straße.

Straße zwischen Tauben- und Hintersee.
Vom Tauben- zum Hintersee. Warum der wohl Hintersee heißt?

Ich fahre noch ein paar Kilometer weiter und biege kurz ab in Richtung Königssee. Touristenziel Nummer eins in der Region empfängt mich ein riesengroßer Parkplatz, kurze Hosen und Tennissocken in Sandalen. Und kein Zugang zum See. Außer vielleicht nach bezahlter Parkgebühr (auch für Motorräder) zu Fuß…

Motorradfahrer zu Fuß
Willst Du Königssee musst Du laufen.

Und selbst nach Fußmarsch zeigt sich: nicht viel. Denn außer der Schiffsanlegestelle ist vom See nichts zu sehen. Schifffahrt buchen, raus fahren und so weiter. Dafür habe ich keine Zeit. Ich will Motorrad fahren.

Schiffsanlegestelle am Königssee
So schee der Königssee. Bestimmt. Weiter hinten.

Ich fahre Richtung Berchtesgaden, biege aber schon am Ortseingang rechts ab (“Vorderbrandstraße”). Was als schnöde Tempo-30-Zone beginnt schraubt sich immer höher in die Berchtesgadener Berglandschaft.

Vorderbrandstraße
Vorderbrandstraße. Empfehlung.

Die Häuser werden weniger, die Landschaft mehr. Nur Tempo 30 bleibt. Auf Strecken, auf denen das nicht mal annähernd auszuhalten ist.

Bei der Abfahrt gibt es immer wieder Blicke hinein in den Nationalpark Berchtesgaden, dessen knapp 2.500 m hohe Gipfel schon fast hochalpin wirken.

Motorrad, im Hintergrund großer Archenkopf
Nationalpark Berchtesgaden mit den Angebern Hoher Göll (2522 m), großer Archenkopf (2391 m), hohes Brett (2340 m).

Bei Obersalzberg mündet das Sträßchen auf die B319, von der wenige Meter später die Roßfeld-Panoramastraße abbiegt. Da will ich hin.

Die Roßfeld-Panoramastraße ist eine Mautstraße. Zu Beginn eine Schranke, daneben ein Ticket-Automat. 5 Euro soll die Fahrt kosten, das nehme ich gerne in Kauf. Vor der Absperrung stecke ich mein Ticket in den Automat – und tatsächlich öffnet sich die Motorradschranke.

Zufahrt Rossfeld Panoramastraße
Kleine Schranke kleines Geld, große Schranke großes Geld.

Bereits direkt nach der Schranke kommt die erste Kehre. Es ist kaum Verkehr, die Straße gut.

Knee Down
Schrabbelschrabbelschrabbel.

Die Straße führt über unzählige Kurven auf etwa 1.600 Meter über dem Meeresspiegel. Der Blick reicht nach Osten auf das Salzachtal mit Salzburg, den Salzburger Alpen, dem Dachstein und dem toten Gebirge auf der einen Seite und nach Westen auf die Berchtesgadener Alpen mit Watzmann, Hochkalter und Reiteralpe. Und so wie es sich für die höchste Panoramastraße Deutschlands gehört liegt auf dem Pass Ende Mai noch eine Menge Schnee. Glücklicherweise nur neben der Straße.

Motorradfahrer sitzt im Schnee
Schnee. Im Mai. In Deutschland. Auf einer Motorradtour.
Ausblick ins Salzburger Land
Ausblick Richtung Salzburger Land. Gut, der Motorradfahrer schaut in einen Baum.

Auch die Abfahrt zurück Richtung Berchtesgaden ist kurvig, spektakulär und gut zu fahren.

Wieder in Berchtesgaden angekommen ist die Nadel in der Tankanzeige bereits jenseits der Reserve (eine Spezialität der VFR – nach Reserve und “Null” kommen noch etwa 40 km. Aber nur für gute Nerven). Berchtesgaden ist eine weltbekannte Stadt, da ist tanken kein Problem. Ihr ahnt es bereits: denkste. Am Königssee war eine Tankstelle, da dachte ich noch: direkt am Touristen-Parkplatz, bestimmt teuer, da tanke ich nicht. Und jetzt ist die Nadel unter Null. Ich fahre kreuz und quer durch Berchtesgaden, ohne Erfolg. Immerhin habe ich jetzt das Meiste der Stadt gesehen.

Straßenkarte Berchtesgaden
Service-Tweet: an der rot markierten Strecke gibt es jedenfalls keine Tankstellen.

Erst weit nach Bischoffswiesen, nach Winkl erbarmt sich eine Zapfsäule meiner Nerven. Alles gut gegangen. Merke: nächstes Mal tanken wenn eine Tankstelle kommt. Und nicht wenn die Nadel am Anschlag hängt.

Hier endet die Tour. Irgendein Motorradfahrer aus meiner Ein-Mann-Reisegruppe hat sich für den Abend in München zum Grillen verabredet. Rein rechnerisch ist das nur noch auf der direkten, schnellsten Verbindung zu schaffen. Und die heißt A8 und ist nicht der Rede wert.

North by Northeast: Tour durch die Hallertau, Regensburg und ein bisschen Bayernwald.

Helm vor Falkenstein

Freitag, Brückentag. Das Wetter so mittelmäßig. Statt der geplanten Tour ins Berchtesgadner-Land, wo es den ganzen Tag noch regnen soll, entscheide ich mich für den Zipfel Bayerns, in dem am wenigsten Regen angekündigt ist: den Nord/Nordosten.

Los geht’s in Freising, bei (noch?) bestem Wetter. Die grobe Fahrtrichtung geht erst einmal in Richtung Regensburg durch die Hallertau (auch Holledau genannt).

Das Motorrad steht schräg und im Halteverbot. Und welcher Ausschnitt von Freising soll das bitte sein? Freising, die Stadt der Mauern und Rohre.

Diese ist bekannt als das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt. Prost. Die Landschaft ist vielfältig, schön. Und auf dem Motorrad einigermaßen unspektakulär.

Die Hallertau. Das weltgrößte Hopfenanbaugebiet. Die Straßen sind häufig schön. Schön gerade. Manchmal steht da auch ein Baum.

Und so geht es lange Zeit durch wunderbare Landschaft, garniert mit hübschen Schönwetterwolken. Jetzt noch eine Kurve, das wär’s.

Blick geradeaus. Sonst kommt man noch von der Straße ab.

Bei Regensburg wird es dann plötzlich interessanter. Nach Überquerung der Donau finde ich mich im Ort Donaustauf und wache auf (Wortspiel. Entschuldigung).

Vor der Brücke: Straßen gerade. Nach der Brücke: Kurven.

Eine Burgruine thront über der Stadt (mit dem Motorrad nicht zugänglich), die Salvatorkirche hängt wie hingeklebt an einem Hügel. Vor allem aber zieht die Walhalla alle Blicke und alle Touristen auf sich.

Motorradfahrer VOR der Walhalla. Den IN der Walhalla werden bedeutende Persönlichkeiten geehrt.

Von König Ludwig dem ersten gebaut (von wem sonst), werden dort mit zig Marmorbüsten und Statuen bedeutende Persönlichkeiten “teutscher Zunge” geehrt. Gut dass Corona-bedingt zu ist. So bleibt der Blick von außen.

Obacht: Besuchern solch bedeutungsschwangerer Örtlichkeiten ist das Treppensteigen nur bedingt zuzumuten.
Innen: Marmorbüsten bedeutender Persönlichkeiten und zu. Außen: lederbekleidete Autoren unbedeutender Blogs. Dafür offen.

Weiter geht es durch den Forstmühler Forst, oder wie Mathematiker sagen würden: Forst*(mühler+1). Plötzlich gibt es Kurven und viel Spaß. Durch das Naturschutzgebiet “Hölle” (wusstet Ihr, dass die Hölle ein Naturschutzgebiet ist?) geht’s weiter nach Falkenstein.

Falken. Stein. Oh, Mann. Hätte mir auch einfallen können.

Dort steht eine Burg. Natürlich zu, wie alles. Aber aus dem 10. Jahrhundert und mit einem durchaus interessanten Park außenrum. Der Schlosspark der Burg Falkenstein ist der zweitgrößte Felsenpark Bayerns. Bis eben wusste ich gar nicht, dass es Felsenparks gibt, darum ist der zweitgrößte für den Anfang mehr als genug. Aber Spaß beiseite, der Park ist wirklich gut. Verschlungene Wege führen durch Granitformationen.

And I lay me down on a bed of moses. Bon Jovi. Nicht ganz.

An einigen Stellen sind die Wege so eng, dass der gewaltige aerodynamische Höcker meiner Lederkombi ein Durchkommen fast verhindert.

Bei einer gewürfelten 6 darf der Helm eine Stufe höher gelegt werden.

Weiter im Text.

Also komm jetzt, weiter!

Über wunderbar kurvige Sträßchen fahre ich über Straßing und Roding weiter bis Wetterfeld. Von außen gesehen ist das einer dieser Orte mit endlosen Neubaugebieten im bayerischen Wald. Mittendrin steht aber noch die alte Burg, zum Teil in das Ortsbild integriert.

Die Burg Wetterfeld. Befahrbar.

Zu schnell darf man nicht durchfahren, sonst ist man auf der anderen Seite draußen bevor man sich umgesehen hat. Aber ein Drive-In-Burg, definitiv den Umweg wert.

Ich kurve noch einige Zeit durch den vorderen bayerischen Wald, getreu dem Motto: wird die Straße zu breit bieg links oder rechts ab. Strecke macht man damit keine. Spaß aber schon.

Rapsöl (von links nach rechts).

Als am Nachmittag das Gesäß dann irgendwann genug meldet fahre ich nach Deggendorf und von dort stupide über die Autobahn zurück nach München.

GPX-Track zur Tour: hier.

Tourenplanung: Tagestour Berchtesgadenerland.

Es wird Sommer und die Grenzen sind immer noch zu. Was es jetzt braucht sind Tourenplanungen innerhalb der Landesgrenzen. Also los geht’s: wo war ich noch nie so richtig, zumindest mit dem Bike? Zum Beispiel im Berchtesgadenerland.

Berchtesgaden ist da, wo Deutschland ganz rechts unten bis nach Österreich hineinreicht. Sozusagen der Pandemie-gewordene innerdeutsche Ausflugszipfel ins Alpenland. Prädestiniert, für das was dieses Jahr geht und gehen muss.

Dazu gibt es die deutsche Alpenstraße. Diese geht von Lindau bis an den Königsee. Um das Revier an möglichst einem Tag unter die Räder nehmen zu können (Übernachtung? Aktuell nicht…) ist ein Einstieg so um den Chiemsee herum vielleicht sinnvoll. Das heißt die erste Stunde der Tour wäre mit der Anfahrt an den Chimsee, aus Effektivitätsgründen über die Autobahn A8 sinnvoll.

Dann ab nach Süden. Von Reit im Winkel bis Bad Reichenhall gibt es dann ausreichend Landschaft und einige Kurven auf der Alpenstraße zu sehen. Idealerweise macht man diese Strecke sicher nicht an einem sonnigen Wochenende im Sommer, denn da könnte auch das ein oder andere Fahrzeug unterwegs sein.

Von Bad Reichenhall geht’s in Richtung Ramsau. Ob der Hintersee tatsächlich zugänglich ist weiß ich nicht – wir werden sehen. Weiter geht es jedenfalls zum Königsee, auch hier werde ich wohl nicht allein sein. Aber wenn ich schon mal in der Nähe bin…

Östlich von Berchtesgaden kommt dann die berühmte Rossfeldpanoramastraße. Berühmt. Aber nicht bei mir. Deshalb das heimliche Ziel dieser Tour. Natürlich ist die Panoramastraße eine Mautstraße. Aber wenn sie nur halb so schön ist wie alle sagen muss ich da hin.

Danach wird die Tour ein wenig unbestimmter. Wiederum ab Berchtesgaden geht es entlang der Saalach. Ziel ist hier ausreichend oft von Hauptstraßen links oder rechts abzubiegen, bis Straße und Terrain interessant werden.

Auf der nördlichen Seite der A8 geht es dann langsam wieder zurück, über Teisendorf, Waginger See, nördlich des Chiemsee und Wasserburg, das ich auf einer der letzten Touren nur kurz besucht und gar nicht wirklich besprochen habe. Das wird nachgeholt.

Schauen wir mal, ob das ganze so wird wie geplant. Ich werde jedenfalls berichten. Hier.

Der Motorradfahrer schaut mal, ob die Tour wirklich gut wird. Vom Straßenrand ins Tal schaut er. Ob er es da wohl sieht? Ob es gut wird? Vielleicht muss er doch selbst hinfahren.

Die Routenplanung:

GPX-File für’s Navi als Download hier.

Vorbereitung:

Mangels einer Tourenpackliste (da kommt noch was…) nehme ich halt mal die für die Rennstrecke. Ganz aktuell kommt dazu:

  • FFP2-Maske
  • 12V-USB-Adapter (das braucht man für 30 Jahre alte Motorräder, damals war USB noch sowas wie Universeller Setz-Baukasten oder Universitäts- und Stadtbibliothek Köln – kein Witz mit “B” wie “Köln”. Ich habe das gerade mal für Euch gegoogelt)
  • Corona-Schnelltest, falls man den unterwegs als Nachweis für irgendwas braucht. Man weiß ja nie.
  • Ein nachgezogenes Lenkkopflager. LENKKOPFLAGER!! Das Ding macht mich fertig. Wird wohl zum Bestandteil jeder Packliste. Weil es sich doch noch etwas gesetzt hat.
  • Ein nachgefüllter Kettenöler.

Aber das war’s dann auch schon. Also ich könnte gleich los. Ach Mist, muss ja noch arbeiten.

Industriedenkmal Radom lässt die Hüllen fallen.

Es gibt ein Problem mit Corona-bedingtem Homeoffice. Und Homeoffice generell. Es entfällt die Anfahrt (meistens morgens, müde, schlecht gelaunt) und vor allem die Rückfahrt (abends, müde, schlecht gelaunt – aber mit der Chance auf einen Umweg). Ride to work – work to ride. Wenn ich ganz ehrlich sein soll ist von meinem Homeoffice-Arbeitsplatz ins Bett genau 40 cm. Da ist sogar der Weg zur Kaffeemaschine weiter.

Also muss man mutwillig raus. Zum Beispiel am Freitagnachmittag. Zum Beispiel ohne Plan und ohne Ziel.

Motorradfahrer im Wald.
Out of Homeoffice.

Ein guter Weg aus München raus ist von meinem Homeoffice-Arbeitsplatz, am Bett vorbei (40 cm, Achtung: Gefahr hängen zu bleiben!), um die Kaffeemaschine rum (Achtung: Gefahr in Folge ständig anhalten zu müssen), auf die A95 bis keine Häuser mehr zu sehen sind.

Dann kommt kurz vor der Abzweigung nach Starnberg ein Parkplatz. Mit einer versteckten und sogar legalen Ausfahrt. Und schon ist man auf dem Land.

Straße aus Sicht eines Motorrads. Sogar eine gute Straße aus Sicht eines Motorrads.

Kleine Straßen, wenig Verkehr. Und Landschaft. Immer wieder Landschaft. Das ist halt so im bayerischen Oberland. Man kann fast nicht wegschauen. Und schon sind da wieder verschneite Berge vor saftigen Wiesen und so weiter.

Krasses Nummernschild. Erinnert mich an irgend so einen Motorradblog…

Übrigens: Berge, so im Ausland, wären auch mal wieder nett. Aber geht eben gerade nicht. Also weiter im Oberland.

In der Nähe von Raisting reihen sich in Bergpanorama, grüne Wiesen und katholische Kapellen eine Reihe eigenartiger weiterer Sehenswürdigkeiten ein: die Erdfunkstelle Raisting.

Sehenswürdigkeiten rechts im Bild. Links altmodischer Motorradfahrer.

Eine der ersten kommerziell betriebenen Satelitten-Bodenstationen Deutschlands. Wie außerirdische stehen die zahlreichen Parabolantennen in der Landschaft in der Nähe des Ortes Raisting.

Die erste große Antenne, die “Radom” war bei meinem letzten Besuch in einer großen, kugelförmigen Traglufthalle versteckt, wo sie normalerweise auch hingehört. Der Sturm “Bianca” hat im Februar 2020 die Hülle zerstört, weshalb die Antenne derzeit freisteht.

Nach Hause telefonieren…

Die Radom übertrug damals die erste Mondlandung, die olympischen Spiele 1972 in München und war angeblich Teil der Leitung des “roten Telefons” im kalten Krieg. Heute steht sie nackig da. Die Bautafeln verkünden aber den Wiederaufbau der Halle und die Wiedereröffnung des Museums für Ende 2021. Bis dahin ist das Industriedenkmal schon allein von außen sehenswert.

Immer die Sonne im Rücken behalten.

So langsam wird’s kalt. Also Jacke an, Navi auf Heimat, und zurück über eher breite Straßen nach München.

Die Kaffeemaschine ist noch an. Und das Bett so nah. Ich sag nur Homeoffice.

Kreuzfahrt* durchs Glonner Umland.

*) ist ein Karfreitags-Kreuzweg mit dem Motorrad eine Kreuzfahrt? Mehr dazu weiter unten…

“Ab Mittag scheint die Sonne” – sagte die Wetterapp. Mehr auch dazu weiter unten. Leider erst ganz unten…

Ich habe alles drunter gezogen, was unter die Lederkombi passt. 10 Grad sind zwar nicht nichts, aber auf Dauer auch nicht viel. Und die Montur hält – für die ersten beiden Stunden. Ich starte in München, vorbei an der Messe, Entschuldigung: heutzutage eher Impfzentrum, winke kurz den Glücklichen, die bald wieder am echten Leben teilhaben dürfen. Unsereins fährt eben weiterhin Motorrad, alleine unter dem Helm, da kann nichts passieren. Wenn man nicht gerade an der falschen Stelle Pause macht. Gell, Herr Kettenritzel.CC?

Es dauert ein Weilchen, bis ich die Stadt hinter mir lasse. Hinter Zorneding werden die Straßen kleiner. Von der B304 abzweigend beginnen kleine, oft einspurige Straßen durch den Wald und über Felder. Hinter Buch taucht die Straße steil und kurvig in einen Landschaftseinschnitt, einen Bach mit Fischzucht am Ende. Kurze Zeit später fahre ich die Stichstraße zu “Maria Altenburg”, einer Wallfahrtskirche in der Nähe von Moosach hinauf.

Kreuzweg auf der Zufahrt zu Maria Altenburg. Ist ein Kreuzweg via Motorrad eine Kreuzfahrt?

Den Weg entlang ist ein Kreuzweg in alten Stein / Betonstehlen dargestellt, wie passend für den heutigen Feiertag.

Ich seh’ Dich!

An der Wallfahrtskirche ist entsprechend Betrieb, drum fahre ich gleich weiter. Die Strecke zwischen Moosach und Glonn ist gesperrt – beim zweiten Hinsehen glücklicherweise erst nach Einbruch der Dunkelheit – um die Kröten bei der Wanderung zu schützen.

Von Moosach nach Glonn. Nachts fahren um diese Jahreszeit hier nur Kröten.

Der Himmel wird immer grauer, und die Luft immer kälter. Langsam wird’s unangenehm. Ich überlege umzudrehen. Und erinnere mich an ein weiteres Kleidungsstück im Tankrucksack: einen alten, mehr löchrigen als ganzen Regenkombi. Aber mehr ist wieder einmal mehr. Also ran mit dem Ding.

Regenkombi-an-Mann. Heimlich fotografiert durch die GoPro am Bike…

So geht’s. Und das ist gut so. Die schönsten Straßen der Strecke kommen nämlich erst. Über Glonn und Percha geht’s weiter nach Feldkirchen. In der Nähe von Weyern kreuze ich die A8 und fahre weiter nach Süden. Es klart langsam auf. Die Berge kommen in Sichtweite. Immer noch Schnee-bedeckt, dank Reisebeschränkungen derzeit aber sowieso großenteils unerreichbar. Orte und Landschaften sind jetzt das typische Bilderbuch-Voralpenland.

Voralpenland. So sieht’s aus.

Die Strecke nach Sachsenkam schlängelt sich weiter durch die Landschaft, wunderbar zu fahren und ohne jeden Verkehr. Hier war ich schon einmal, vor gar nicht allzu langer Zeit.

So langsam kommt die Sonne raus. Die Gummipelle könnte also wieder runter…

Es ist Oberbayern, das katholische Oberbayern, das an jeder Ecke an den heutigen Karfreitag denken lässt…

Marterl.

Die Tour führt mich weiter auf bekanntem Terrain. Um Schäftlarn herum scheint dann wirklich die Sonne, wie vorhergesagt. Das Isartal bietet schließlich runter und rauf noch ein paar fahrenswerte Kurven,

Kurve. Von der #Veefer gern gesehen.

bevor ich dann nach Kloster Schäflarn zurück auf die Zielgerade in Richtung München komme.

Noch ein Motorradfahrer. Es waren nicht viele heute. War’s am Ende doch zu kalt?

Wie kalt es war, bemerkt man erst unter der warmen Dusche. Es dauert ein paar Minuten bevor alles wieder auf Betriebstemperatur ist.

Die Tour:

GPX-Route zur Tour: Download.

#Alpenblitz 2020: Erzgebirge – 3. und letzter Tag.

Die Erzgebirgstour ist bereits seit vier Wochen Geschichte, und der Tag 3 noch nicht erzählt. Lohnt das noch? Oder viel gravierender: erinnere ich mich noch? Ich versuch’s. Und bitte verzeiht mir die ein oder andere Erinnerungslücke. Oder den verklärten Blick in die Vergangenheit. Tag 1 und Tag 2 waren da etwas zeitnäher und gibt es zum Nachlesen etwas weiter vorne im Blog.

Der dritte Tag unserer Tour führt uns auf der deutschen Seite von Hohnstein zurück in Richtung Hof, wo sich unsere Wege trennen werden. Noch jedoch trennt uns ein ganzer Tag von dieser Trennung. Und dieser verspricht großartig zu werden. Die Wettervorhersage passt, die Streckenvorhersage ist vielversprechend und die Laune beim Frühstück gut.

Die Tour beginnt mit der Abfahrt von Burg Hohnstein. Durch Gänge und Hofzufahrt spuckt uns das alte Gemäuer wieder auf neue Landstraßen.

Motorradfahrstraßen in Ostdeutschland.
Tschüss Burg.

Die Abfahrt von Hohnstein beginnt wunderbar kurvig – bis wir vor einem Motorrad-Verboten-Schild stehen und statt der weiter kurvigen Wartenbergstraße die Umfahrung über Hohburkersdorf nehmen müssen. Was soll’s. Auf vergleichsweise geraden Kreis- und Bundesstraßen fahren wir bis Pirna. Es schließt sich Seidewitztal an. Die Straßen sind trocken und winden sich dem Fluss entlang.

Nach Glashütte kommen wir nochmals an einen Grenzübergang. Der Koffeinspiegel ist wieder gefährlich niedrig, die Tankstelle direkt nach der Grenze bereits bekannt.

Tankstellen bitte in Schräglage verlassen.

Wir fahren ein weiteres Mal an der Talsperre mit dem unaussprechlichen Namen vorbei, um kurz darauf in Deutschgeorgental wieder über die Grenze zu fahren. Dort überqueren wir und fahren dann entlang der Talsperre Rauschenbach.

Alex hat uns hier irgendwo mit zwei Bekannten verabredet: mit Antje und Ronny, zwei Locals, die wenigstens wissen wo es hier lang geht.

Hier irgendwo. Aber wo genau ist irgendwo?

Jetzt zu viert statt zu zweit fahren wir weiter entlang der deutsch-tschechischen Grenze durch das Natzschung-Tal. Sehr erfreulich, wie kurvig so eine Grenze ausfallen kann.

Huch, plötzlich drei vor mir?!
Bitte rechts.

An der Wolfsgrüner Gulaschkanone (www.kanone.info) machen wir Mittag. Ich vermute mal, alleine wären wir hier vorbei gefahren und oben am Touri-Hotspot verköstigt worden. So ist es besser und es geht gestärkt hinauf zum offensichtlichen Biker-Treff Talsperre Eibenstock.

Vorne vier Moppeds. Rechts drei Altglascontainer.

Antje und Ronny versorgen uns noch mit Koffeein und wichtigen Hinweisen zur noch anstehenden langen Rückkehr in den Süden. Ich befolge die Tipps und fahre anders als die letzten Male nicht die gerade und viel befahrene A9 in Richtung München sondern nehme den kleinen Umweg über die A93 und Regensburg. Das Wetter ist gut, die Strecke angenehm leer und für eine Autobahn vergleichsweise interessant. Sicher die bessere Alternative.

Am Ende wird es ein Tag mit mehr als 550 km auf der Uhr. Wieder einmal eine Supertour.

Wann fahren wir wieder?

Die Erzgebirgetour gibt es übrigens auch sprachlich hochwertig, mit schönen Bildern und angewandtem Wortwitz bei kettenritzel.cc.

#Alpenblitz 2020: Erzgebirge – 2. Tag.

Nach der Anfahrt am Vortag geht es heute entlang der deutsch-tschechischen Grenze nach Osten. Das Wetter sieht er so unbestimmt aus. Alex fährt schon in Regenpelle los, ich warte noch ein paar Meter, sollte aber bald auch in den Genuss kommen.

Vom Frühstück in unserem Schwanen fahren wir in Richtung Osten, mitten hinein ins Vogtland. Die Straßen sind wunderbar schmal, alle noch nass. Aber so fahren wir die ersten Kilometer südlich von Plauen in Richtung Schöneck und tschechische Grenze

Mit einem Traktor wären wir hier auch nicht falsch.

In Sachsenberg-Georgenthal fahren halten wir an um von einer Anhöhe (wohl den Sachsen) einmal in Ruhe ins Tal (wohl den Georgen) zu blicken, satteln wieder die Moppeds und biegen zwei Querstraßen später völlig unverhofft in die Tschechei ab. Ein blaues Schild informiert uns darüber. Irgendwie hatten wir uns einen Grenzübergang prominenter vorgestellt. Es lebe Schengen, auch in diesem Jahr des Virus und der dazugehörigen Grenzschließungen.

Wir kurven ein wenig durch den tschechischen Wald, bis dieser endlich eine Hochebene, die Přebuzské vřesoviště (ich empfehle den Google-Übersetzer…), freigibt. Wiesen und nur einzelne versprengte Bäume weit und breit.

Direkt hinter der tschechischen Grenze beginnen die schottischen Highlands.

Dazwischen Wasser. Überall Wasser. Von oben als Regen, von der Straße als Gischt. Daneben als über-die-Ufer-getretene Rinnsale. Eine bezaubernde, menschenleere Kulisse.

Es geht weiter nach Osten, teilweise wieder durch Wald.

Wasserstraße. Nicht im ursprünglichen Sinn. Aber so ähnlich.
Hier geht’s nach rechts. Rechts! Anderes rechts!!

Der Regen nimmt zu. Wir verfahren uns. Irgendwo zwischen Albertamy und Bozi Dar brauchen wir eine Pause vor dem Regen. Wir nutzen die in Tschechien reichlich vorhandene Wartehäuschen Infrastruktur. Wir haben alles gesehen. Bushaltestellen mit reichlich bestückten Bücherregalen. Ganze Wartesäle. Der von uns gewählte Unterstand ist eher etwas baufällig, aber dennoch trocken. Wir warten, beklagen die Gesamtsituation und fahren ohne Verbesserung zwanzig Minuten später weiter.

Hinter Gittern? Nein, wir waren anständig und nicht zu schnell.

Von Bozi Dar fahren wir – weil das so geplant war – auf den Klinovec, der höchsten Erhebung im Erzgebirge auf tschechischer Seite. Der Ausblick ist traumhaft, windig und feucht.

Fahrt auf den Berg – da habt Ihr die beste Aussicht. Haben sie gesagt.

Den Fichtelberg auf der anderen Seite der Grenze mit seinen weiteren 199 Höhenmetern sparen wir uns. Über die Wolken schaffen wir es heute wohl eher nicht.

Kurz vor Chomutov legen wir eine Pause ein. Geplant war Kaffee und ein kleines Mittagessen, geworden sind es Kola und eingeschweißter Sandwich von der Tanke. An der wohl zugigsten Stelle in ganz Europa. Wir verstauen unser Sternemenü und fahren ins Tal. Dort hört es tatsächlich das erste Mal auf zu regnen. Wir setzen uns in einen Park und breiten die nassen Regenklamotten vor uns aus. Ich leere meine Schuhe aus. Die Stiefel scheinen wasserdicht zu sein. Von innen. Leider vergessen wir beide diese Schlüsselszene unseres Ausflugs zu fotografieren. Bitter.

Weg. Nach dort.

Es bleibt weitgehend trocken. Auf dem Weg zur Talsperre Údolní nádrž Fláje sind die Straßen schmal und trotzdem mit gutem Tempo befahrbar.

Dort.

Der Damm selbst ist nicht befahrbar. Wir fahren einmal hinunter ins Tal des Abflusses und auf der anderen Seite wieder hoch.

Auf dem Reisemotorrad fährt es sich ganz angenehm.

Wir queren noch einige Male die Grenze, jedes mal ohne großes Aufheben. Bezeichnend für jeden Grenzübergang ist die ungewöhnlich gute Tankstellen und Einkaufsinfrastruktur auf der tschechischen Seite, die wir gerne nutzen um den Kaffeepegel wieder aufzufrischen.

Ab Hemmschuh bleiben wir auf der deutschen Seite.

Wo bleibt er denn?

In der Nähe von Altendorf fahren wir nochmals durch ein Tal – in der Talsohle liegt Großdorf-Kohlmühle. Ein bestimmt siebenstöckiges Backsteingebäude steht direkt vor uns, eine Industrieruine, verlassen und dem Verfall gewidmet.

Kohlmühle. Heute jedoch nicht mehr.

Auf der anderen Talseite geht es noch einmal späktakulär bergauf,

Hier geht es spekakulär bergauf.

dann erreichen wir bald den Zielort des heutigen Tages: Burg Hohnstein. Nach dem Stiefelbier

Stiefelbier steigt einem in den Helm.

beziehen wir unser Quartier. Erst schleppen wir unser ganzes Gepäck mühsam in den Burghof. Dort erfahren wir, dass Motorräder hoch erwünscht sind. Wir dürfen an allen Verbotsschildern vorbei bis in den Burghof fahren und parken dort prominent über Nacht.

Schlaf gut. Du auch. Ich liebe Dich. Du auch.

Nur das Abendessen wird wieder zur Herausforderung. Auch in Hohenstein macht alles um 20 Uhr dicht. Und mit alles meine ich alle drei Gasthäuser. Von denen zwei keinen Platz für uns haben. Am Ende sind wir aber erfolgreich.

Hohenstein. Von der Burg aus gesehen.

Übrigens gibt’s in den Jugendherbergen kein Bier. Hätte man wissen können.

Bald mehr zum dritten und letzten Tag der Tour.

#Alpenblitz 2020: Erzgebirge

Sollen wir oder sollen wir nicht? Die Wettervorhersage sagt nichts Gutes vorher. Egal welche, ganz gleich wie oft man drauf schaut. Am Tag vorher sieht es so aus, als würde der Norden nass, der Süden vielleicht nicht. Also los.

Dann ist Freitag. In München regnet es wie aus Eimern. Noch einen halben Tag Homeoffice.

Mittag. Es regnet. Naja, ein paar EMails noch.

13 Uhr. Es regnet. Noch ein gemütliches Mittagessen mit der Familie. Und Kaffee.

14 Uhr. Es regnet. Verflixt, wir fahren in den Osten, da machen alle Unterkünfte und Gaststätten um 20 Uhr zu! Es hilft nix. Rein in die Pelle und rauf auf die Straße. Wird schon nicht so schlimm werden.

Goes well with Highheels stand im Katalog unter der Regenkombi.

Zuerst heißt es Strecke machen, zu viel Zeit mit EMails, Mittagessen und Kaffee verbummelt. Die A9 teile ich mir in 100km Abschnitte ein. Alle 100km einen weiteren Kaffee, dann ist die Strecke gar nicht mehr so weit. Immer wieder täuscht das Wetter ein Ende des Regens an. Macht dann aber doch weiter.

Blaue Regenwolken? Wo gibt’s das denn?

Bei Pegnitz wird die Autobahn schließlich trocken. Runter von dem Ding. Das Navi, auf “kurvige Route” gestellt, führt mich entlang der Autobahn – Kurve unten durch, Kurve oben drüber.

Nach Bad Berneck komme ich erneut auf eine kleine Nebenstraße, die mitten durch den Steinbruch “Diabasabbau” führt.

Motorrad+Biker
Als es im Steinbruch noch trocken und das Motorrad noch hübsch war. Archivbild.

Nach dem Steinbruch beginnt es wieder zu regnen. Das Navi leitet mich weiter über Waldwege durch kleine und kleinste Dörfer, bis ich irgendwann an einer Kreuzung mit drei Durchfahrt-Verboten Schildern stehe. Es ist das Ende der Welt. Die einzige Option ist zurück. Ich liebe klare Entscheidungen.

Von Rudolphstein nach Sparnberg quere ich die Saale.

Auf dem Holzweg ist es rutschig.

Auf der anderen Seite ist Thüringen, hier war also vor Kurzem noch die innerdeutsche Grenze. Die Brücke über den Fluss gab es wahrscheinlich damals schon. Die ist so rutschig, dass eine Überquerung sicherlich damals schon ausgeschlossen war. Ich schaffe das trotzdem.

Geduldig wartet das Motorrad am Wegesrand. Der Fahrer hatte zuvor alle 100km einen Kaffee getrunken.

Wenige Kilometer vor dem Ziel in Mühltroff gibt das Wetter noch einmal alles. Blitze zucken über den Horizont, die Straße wird wieder nass. Zeit für die Ankunft. Die Unterkunft habe ich gebucht. Geschmack war schon immer meine Stärke.

Grün.

Wie letztes Jahr kommen Alex und ich fast zeitgleich aus unterschiedlichsten Himmelsrichtungen an. Vielleicht fahre ich deshalb so gerne Touren mit ihm. Timing ist einfach alles.

Route Tag 1, Regenpassagen in blau.

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