Lenkkopflager – Tausch bei der VFR (RC36)

Die netten Herren mit dem blauweißen Schild haben beschlossen, dass mit diesem Lenkkopflager unmöglich eine neue Plaketten an die Veefer geklebt werden kann.

Bis dass der TÜV Euch scheidet.

Bei den guten alten CBs damit hatte ich schon mal das Vergnügen und ich erinnere mich, dass das Vergnügen einerseits sehr vom verfügbaren Werkzeug, andererseits von unglaublich vielen zusätzlichen Schritten davor (Geraffel weg bauen) und danach (Geraffel wieder hin bauen. Vorzugsweise an gleiche / ähnliche Stellen). Jetzt ist so eine CB bekanntlich nackig. Die VFR bring zu jedem Geraffel noch fünf Vollverkleidungsplanken aus Plastik mit. Und wer schon einmal versucht hat eine simple Birne aus der Cockpit-Beleuchtung der VFR zu tauschen, dem wird es bei einem Lenkkopflager die Haare zu Berge stellen. Glücklicherweise habe ich keine mehr. Haare, meine ich.

Also, die Uhr läuft. Vier Wochen Zeit gibt es zwischen Hauptuntersuchung und Nachuntersuchung. Lächerliche 35 Euro kostet das Material beim freundlichen Louis um die Ecke.

Jetzt muss der Zugang zum Lenkkopflager freigelegt werden. Weg müssen (am Besten in dieser Reihenfolge):

  • Motorrad aufbocken, z.B. durch geeignete Ständer oder einen Stapel Bretter unter dem Motor.
  • die Seitenverkleidungen (5 Schrauben, davon eine von vorne – nicht vergessen, sonst bricht’s – dann lässt sich die Verkleidung von unten wegziehen. Oben ist sie nur über 3 Plastiknasen eingehängt).
  • untere Verkleidung (“Keil” – 6 Schrauben plus zwei geschraubte Bolzen zum vorderen Verkleidungsteil).
  • vordere untere Verkleidung – diese ist an einigen Stellen sehr fragil und bei meiner Veefer bereits mehrfach mit Glasfasermatten und Epoxid-Kleber repariert, also vorsichtig!
  • die obere Verkleidung – das ist alles von der Scheibe über das Licht bis zum Benzinhahn. Letzterer macht mich regelmäßig wahnsinnig – davon beim Einbau mehr. Zuerst die beiden kleinen schwarzen Abdeckungen direkt am Tank abbauen (je 1x Kreuzschlitz), dann die beiden Spiegel. Die Sechskantschrauben sind unter der Gummiabdeckung versteckt. Jetzt kommen die beiden kleinen schwarzen Verkleidungsteile an der Innenseite der Scheibe weg (4x Kreuzschlitz). Jetzt ist eine gute Gelegenheit die Seilzüge am Benzinhahn auszufädeln – siehe unten. Dann können die beiden großen seitlichen Schrauben raus, die die gesamte Verkleidung am Rahmen halten. Jetzt lässt sich die gesamte Verkleidung inkl. Scheinwerfer nach vorne ziehen. Die Scheinwerfer und Blinker abstecken nicht vergessen, dann lässt sich das ganze Teil zur Seite legen.
  • als nächstes müssen die Stummegriffe von der Gabel. Dazu müssen auf beiden Seiten die Schaltamaturen weg, je 2 Kreuzschlitzschrauben von unten, dann lassen sich die Lenkerstummel lösen und abziehen.
  • Schließlich muss noch das Vorderrad raus, dann können die beiden Gabelholme, die jeweils mit 2 Schrauben geklemmt sind, nach unten herausgezogen werden. Am rechten Holm von vorne gesehen sind mit zwei Kabelbindern noch Leitungen fixiert.

Jetzt kann’s losgehen:

Lenkkopflager Honda VFR750F, RC36; Baujahre 1990 – 1993.

Die Schrauben (2) bis (7) sind relativ leicht von oben zu entfernen, für die Nutenmutter habe ich mir vor Jahren bei eBay mal eine entsprechende Nuss gekauft. Die untere Gabelbrücke (9) lässt sich damit bereits nach unten ausfädeln.

Jetzt kommen die eigentlich einzig schwierigen Schritte. Das Lager im Rahmen (10), (11), (15) lässt sich von unten mit einem langen Werkzeug (z.B. alter Schraubendreher) herausklopfen. Ebenso die Lagerschale des unteren Lagers (16) entsprechend von oben.

Etwas schwieriger ist schon das Lager auf der unteren Gabelbrücke (12) – (14). Aufgrund der beiden Lenkanschläge links und rechts passen handelsübliche Abziehwerkzeuge nicht unter das Lager, man hat gerade mal 6 cm Platz um etwas unter das Lager zu fädeln.

Wer soll denn da ran kommen?

To make a long story short: Ich habe mir alles mögliche zusammengebastelt. Immer wieder aufgegeben und am nächsten Tag weitergemacht. Das Lager saß tagelang bombenfest da wo ich es nicht wollte. Am Ende habe ich es mit einem Dremel vorsichtig von der Seite aufgeschnitten. Das ist deshalb nicht ganz unkritisch, da der Lenkstock auf keinen Fall mit angeritzt werden darf. Über die Kerbe wird das Material geschwächt. Und an dieser Stelle ist das nicht die beste Idee. Das Anschneiden mit einer Trennscheibe am Dremel ging am Ende trotzdem erstaunlich gut, da das Lager nicht ganz durchgeschnitten werden muss. Bleibt ein knapper Millimeter stehen ist der Ring soweit geschwächt, dass er sich mit moderater Kraft runterhebeln lässt. Endlich. Feierabendbier.

Am nächsten Tag dann alles rückwärts: Lagerschalen, die in den Rahmen müssen sowie die untere Gabelbrücke ins Gefrierfach, die äußeren Teile dagegen, soweit möglich, sanft erwärmen. Die alten Ringe und Lager dienen als Auflage um die Teile mit an Ort und Stelle zu hämmern. Herausforderung beim Wiedereinbau ist die Lagerschale unten im Lenkkopf, denn hier lässt sich schlecht hämmern, hier fehlt die Gegenkraft. Diese Schale habe ich an Ort und Stelle bekommen, in dem ich ein geeignetes Auflageteil plus die alte Lagerschale mit einer Gewindestange durch den Lenkkopf hindurch hineingezogen habe.

Am Ende heißt es noch mit ausreichend Fingerspitzengefühl das ganze mit nicht zu großer aber auch nicht zu wenig Kraft über die Schraube (7) zu verspannen. Ich habe zweimal wieder aufgemacht, da sich nach erstem verschrauben dann doch alles noch einmal gesetzt hat und das Lenkkopflager locker war. Nachziehen geht aber glücklicherweise ohne die ganze Verkleidung abzunehmen. Nur die Lenkerstummel müssen nochmals weg.

Zwei Tage vor Ablauf der Vierwochen-Frist also schnell wieder zum TÜV. Der Himmel weinte vor Freude, ich auch. Die Plakette war wieder dran.

Plakette. Zugeteilt. Weitere 2 Jahre. Yeah.

Auf die nächsten 2 Jahre!

Speedcamp. Rückfahrt. Wieviel Kälte und Regen lassen sich auf 600 km verteilen.

Screenshot Google Weather mit "Gefühlte Temperatur 3°"

To make a long story short:

Die 600 km, die ich am Montag hingefahren bin, muss ich heute zurück. Nur dass heute statt Wind und Wolken Regen und 5 Grad weniger auf dem Programm stehen. Die Vorfreude ist also groß.

Wieviel kann man eigentlich auf einmal anziehen? 3x Funktionsklamotten, Skipulli, Lederkombi, 2x Regenkombi. Bei Michelin würde ich wegen Fettleibigkeit als Maskottchen aussortiert.

Zum Aufbruch ist noch alles ruhig. Kalt aber ruhig. Und trocken.

Honda VFR beladen
Sieht leicht verkatert aus, die Alte, oder?

Also schnell noch Luft in die Reifen (die Rennbereifung hat 2.1 statt der straßentauglichen 2.5 /2.9 bar) und wieder Sprit in den Tank. Den die Runden auf der Rennstrecke hat die Veefer ganz schön durstig gemacht. Und dann schnell los.

Schnell. Bratislava. Im Berufsverkehr wie München. Da ist schnell nicht. Also verbringe ich die erste Stunde noch in der Slowakei.

Dann Wien, der Himmel wird dunkler, die Schnellstraße 1 ist gesperrt. Stau. Wieder.

Und dann geht’s in die Berge. Eigentlich eine Rollercoaster-Autobahn mit ordentlich Höhe und schönen Kurven. Heute mit Nebel, Sprühregen und gefühlten 0°C. Die Entscheidung zur ersten Aufwärmpause steht. Nur die zugehörige Gelegenheit lässt lange Kilometer auf sich warten.

Eine halbe Stunde und 2 Kaffee später fahre ich weiter. Plötzlich ist die Straße trocken. Und so schaffe ich 180 km, bevor die Knochen wieder anfangen zu gefrieren. Am Mondsee ist das Ende der Spaßskala erreicht. Google spricht von “gefühlten 4°C”, da sind Regen und 130 km/h Fahrtwind noch nicht dabei. Mehr Kaffee!

Tasse Kaffee
Kaffee gegen Kälte. Viel davon.

Den Rest bis München nehme ich am Stück und danach direkt ein Vollbad. Ich  fühle mich wie Eiswürfel in einem Cocktail. Aber keiner mag mein Badewasser trinken.

Das wichtigste ist aber, Mensch und Maschine sind heil zurück.

BMW R nineT Racer und Honda VFR
Alt und jung gemeinsam im Stall.

Wäre ich noch einmal um den Block gefahren hätte der Speedcamp-Ausflug die 1.400 km voll gemacht.

Motorradtacho mit Tageskilometerzähler auf 399.5 km
500m mehr und die 1.400 km für drei Tage wären voll gewesen.

Dafür war es dann am Ende aber zu kalt.

Speedcamp. Race the Rain.

7:30 Frühstück.  Der Weg dorthin ist eisig und windig. Na wenigstens ist es noch trocken.

Dann packen, rauf aufs Bike. Über Nacht  hat die Veefer Gesellschaft bekommen. Eine wahrscheinlich genauso alte Duc steht neben ihr. Ob die wohl auch zum Ring fährt? Dann wäre ich wenigstens nicht der einzige Oldtimer.

Motorrad mit Tankrucksack
Willst du etwa mit 10kg Gepäck auf den Ring?

Dort angekommen wird aus dem Straßenmotorrad erst einmal eine Rennmaschine. Was so ein paar Schrauben und Klebeband für einen Unterschied machen!

Honda VFR mit angeklebten Lichtern
Nein, ich hatte kein blaues Klebeband.

9:40 dann der erste Turn für die Gruppe grün (Gruppeneinteilung nach der Farbe hinter den Ohren). Es ist noch trocken! Der Kurs griffig.

Hang off in der Kurve
Sicherer Dreipunktstand hilft gegen wackeln.

Nach der ersten Runde hinter dem Instruktor lassen sich die Kurven bereits so tief fahren, dass bei der VFR abwechselnd links und rechts die Fussrasten aufsetzen. Großartig.

Abgefahrene Fußraste
Hochgerechnet ist nach dem 6. Turn die Fußraste komplett aufgebraucht.

Links und rechts liegen aber auch schon die ersten Moppeds im Kiesbett. Nix schlimmes, trotzdem nicht mein Ziel.

Left turn, GoPro Snapshot
Schrabbelschrabbelschrabbel (Fußrastenschleifgeräusch)

Turn 2

Es beginnt zu tröpfeln. Während wir draußen sind wird es zunehmend nass. Die Slicksfahrer eiern schon gewaltig über die Piste. Aber auch die VFR fängt in den Kurven an zu -äh- driften. Schräglage ist erst einmal nicht mehr so sehr. Dafür umso mehr Gelegenheit an der Linie zu arbeiten (großes Potential).

Slovakiaring Start/Ziel von der Zuschauer Tribüne
Keiner unterwegs? Wegen so a bissl Regen?

Turn 3

Mehr Regen. Gefühlt ist der Grip zwar etwas besser als zuvor, trotzdem ist erst einmal noch große Vorsicht angebracht. Die Knieschleifer nutzen sich nicht weiter ab. Wenigstens das.

Motorradfahrer von hinten
Hier duckt sich der Fahrer hinter die Scheibe um etwas weniger nass zu werden.

Komischerweise leert sich der Parkplatz vor der Boxen-Gasse…

Parkplatz vor der Boxen-Gasse am Slovakiaring
Noch sind sie da, die Warmduscher.

Zwischenzeitlich ist auch die alte Duc aufgetaucht. Samt FahrerIN.

Honda VFR und Ducati
Die alte Dame Honda VFR Bj. 1990 und ein junger Hüpfer von Ducati, Bj. 1994

Turn 4

Während der Mittagspause wird der Regen stärker. Es ist beeindruckend, wieviel Ring-Personal über die Mittagspause im Ring-Restaurant einläuft. Streckenposten, Erste Hilfe Personal, Instruktoren. Alles nur wegen uns?

Es regnet weiter (sagte ich dass schon?)

Regentropfen in der Pfütze
Das Foto einer Pfütze. Echt jetzt?

Macht nix, Turn 4 ist bereits ohne feste Gruppeneinteilung, zu viele sind schon abgereist. Jetzt steht erstmals Wasser auf dem Kurs. Und der Wind nimmt zu. Der Slovakiaring hat vier Hügel, relativ ausgesetzt. Zur rutschigen Fahrbahn kommen jetzt noch Böen. Langsam wird’s kriminell.

Motorradfahrer im Regen.
Es gibt kein schlechtes Wetter, nur Dainese Leder-Kombis.

Eigentlich ist jetzt Zeit aufzuhören.

Turn 5

Ha! Von wegen.

Honda hat noch Testbikes frei. Die CBR 650R hat ABS und Tracktionskontrolle. Da ist nass wie trocken.

Honda CBR 650R
Neumodisches Zeug.

Die 650 hat “unten rum” (Drehzahl, nicht Schlüpfer) erstaunlich wenig (Bums, nicht … – egal). Dafür fährt sie sich selbst bei diesen Bedingungen leicht wie ein Rollschuh. Es ist viel weniger Arbeit als mit der Veefer, auch die schwierigen Streckenabschnitte gehen ganz leicht vom Gaßgriff. Fast schon gefährlich, so wenig von den Streckenbedingungen zu spüren.

Motorrad auf regennasser Fahrbahn
Gibt’s eigentlich Aquaplaning beim Mopped? Der Instruktorschaut schaut mich an wie ein Bus, lacht und läuft weg. Und? Gibt es??

In Runde vier kommt rote Flagge. Einen der Heizer hat’s geschmissen. Quer über die Bahn läuft ein weißer Lackstreifen. Er hat wohl Sterne gesehen, aber ihm geht’s gut.

Zeit aufzuhören. Schließlich ist es auch arschkalt. “Gefühlt 3°C” sagt Google. Time for farewell.

Scoreboard
Bundesligatabelle. Nur besser.

40-st beste Zeit von mehr als hundert. Und mehr Runden als alle. Und vor allem Mann und Maschine wohlauf. Was will mehr.

Turn 6

Findet statt auf dem Slovakiaring in der Therme hinter meinem Hotel statt. Was soll ich sagen: lausige Rundenzeit in der finnischen Sauna, dafür erster beim Alter. Details erspare ich Euch.

Kerntemperatur 30°C, Tendenz steigend.

Speedcamp. Anfahrt. Die 600 km zum Slovakiaring.

Noch ein Frühstück wie jeden Montagmorgen, nur geht’s heute nicht ins Büro sondern in Richtung Ring. Oder auch erst einmal nicht. Die erste dreiviertel Stunde verbringe ich im Münchener Berufsverkehr. Naja, es ist halt Montag.
Endlich auf der Autobahn bekomme ich eine Vorschau auf den Tag: von oben zwar trocken, die Straße aber noch feucht und die Luft kühl. Da wird es wohl die ein oder andere Pause zum Aufwärmen geben…
Als nach 100 km der Tank zum ersten Mal leer ist bin ich ganz froh. Raststätte Hochfelln, noch nicht mal Österreich gibt es den ersten Kaffee. Und eine Zwiebelschicht mehr…

Motorradfahrer in Regenpelle
Gummipelle gegen Maikälte. Beides doof.

Weiter geht’s, 200 km bis zum wohl verdienten Burger bei der wohlbekannten amerikanischen Kette irgendwo bei St. Pölten. Wieder aufgewärmt schaffe ich es bis zum nächsten Tankstopp in der Nähe von Wien. Einen Verlängerten und Wiener Schmäh über Regenkombis und Fetische…

Kaffee mit Blick aufs Motorrad
Kaffee warm, Motorrad kalt.

Jetzt sind’s nur noch knapp 100 km, also runter der Autobahn. Statt Google darf jetzt kurviger.de führen. Der Wind nimmt dramatisch zu, ich fahre bereits auf der geraden Strecke die Reifenränder an, so fühle es sich zumindest an.

Motorrad und Windräder
Der Wind nimmt zu. Symbolbild.

Kurz vor der slowakischen Grenze komme ich noch durch einige Weindörfer, deren aufgereite Heurigen-Lokale aussehen wie aus Herr der Ringe.

Heurigen-Lokale
Frodo?

Kurz nach der Grenze fahre ich über die Straße, die bereits auf der Karte ausgesprochen interessant aussieht:

Motorrad am Donau-Ufer
Ein bisschen Straße ist noch zwischen all dem Wasser.

Das hier Kiter auf der Donau unterwegs sind versteht sich von selbst. Und das wenig später die Straße einer Fähre weichen muss ist irgendwie auch nicht verwunderlich…

Motorradfahrer auf Fähre.
Fahre Fähre.

Jetzt fängt es an zu regnen. Also nix wir zur Unterkunft. Später muss ich nochmals raus zum Ring, zur Anmeldung.

Motorrad vor der Anmeldung Slovakiaring
Was macht dieses alte Ding hier?

Besonders viel erfahre ich nicht über das morgige Training. Niemand kann mir sagen was ich am Motorrad vorbereiten muss oder nicht. Aber morgen um 9 Uhr gibt’s eine Einweisung, dann ist hoffentlich alles klar.

Aber eins weiß ich: jetzt bin ich die 83.

Startnummer 83
Call me by my number, baby.

2018 wird Vintage!

Abgebaute Front der VFR

2018 gibt es keine neue BMW für mich. Stattdessen darf die Grand Dame aus dem Stall, meine Honda VFR 750 F aus dem Jahre 1990 zurück auf die Landstraße. Die letzten Jahre war die VFR immer dann dran, wenn die neue BMW noch nicht oder nicht mehr da war. Also vor und nach der eigentlichen Saison. Dann oft auf versalzenen Straßen, mit Laub oder Split. Keine dankbare Aufgabe. 2018 wird also das Jahr der VFR. 2018 wird vintage!

Genug der lobenden Worte. Denn es gibt auch einen Grund für das Garagendasein. Technische Probleme. Überall. Also ran an den Werkzeugkasten.

VFR Front ohne Verkleidung
Da ist doch hoffentlich nichts schlimmes passiert?

Auseinandergebaut ist schnell, von zwei festgerosteten und folgerichtig abgerissenen Schrauben abgesehen. Und jetzt ist die alte Dame erst einmal richtig rattig.

VFR ohne Verkleidung von der Seite
Da fehlen doch ein paar Teile?!

Es fehlt an der Elektrik, es fehlt an der Hydraulik und es fehlt – leider – NICHT am Rost.

VFR Krümmer, verrostet.
Krümmer-Camouflage.

Doch der Reihe nach:

    • Ölwechsel, easy, check.
    • Kühlwasserwechsel, check.
    • Wechsel Hydraulikflüssigkeit für die Kupplung. Eigentlich auch einfach, aber irgendwie schwimmen da lauter Partikel im alten Öl. Daher spülen, spülen, spülen. Check.
    • Gebrochene Verkleidungsteile kleben. Interessanterweise ist die Verkleidung an fünf Stellen gebrochen. Erstaunlich, dass da noch nichts weggeflogen ist… Gewebematte und 2K-Kleber lösen das Problem.

Gebrochenes Verkleidungsteil der VFR
Ups, kaputt. Ich war’s nicht!

  • Sitzbank. Aufgerissen, unschön, alt. Das habe ich aber vom Profi machen lassen. Die Sitzbank war für zwei Wochen bei www.bikepolster.de  toller Kontakt, schnelle Lieferung und tolle Qualität. Empfehlung!
  • Cockpit-Beleuchtung. Bitte nicht lachen. 6 Birnen, alle kaputt, alles dunkel. Klingt einfach, kommt man aber nur ran, wenn die Verkleidung und die Front komplett abgebaut ist. Japanische Wartungsfreundlichkeit eben.
  • Verrostete Krümmer: Drahtbürste auf Akkuschrauber, und damit die losen Teile entfernt. Mit Ofenrohrlack konserviert. Sieht wieder richtig schick aus und verschwindet (leider) unter der Verkleidung.
  • Viel Kleinzeug beim Wiederzusammenbau.

Karfreitag war dann alles fertig, die Elektrik funktioniert, der Motor springt an und die Maschine läuft.

Karsamstag also raus auf die Straße. Und es ist wie es sein muss: Herbst. Kalt, Regen. Aber das Mopped wie neu. Und die Saison geht ja noch ein paar Tage.

VFR und Fahrer renoviert.
Schöne Blechwand im Hintergrund.

Für die Statistik: Kilometerstand bei der “Wiederinbetriebnahme”: 110.385 km.

 

Wintertour: Einmal bis zum (gefühlt ewigen) Eis und zurück.

Noch ein paar Wochen bis zum neuen Mopped. Es ist irgendwie noch Winter und die Snowboard-Boots passen noch besser als die Mopped-Stiefel. Aber hilft ja nix. Bevor die S1000R in die Tiefgarage kommt meldet sich die Honda nochmals zu Wort.

Geführt vom neuen Mopped-Navi im Android App-Store (Calimoto – Bericht folgt) mache ich mich bei sportlichen Temperaturen auf ins Münchner Umland.

Sehr weit kommt man im Februar 2017 noch nicht. Abseits der großen Hauptstraßen kommt schnell seltsam weißer Belag zum Vorschein. Nicht gut für Mopped-Stiefel. Und Reifen.

Trotzdem sind 2 Stunden auf der Piste um diese Jahreszeit eine wahre Freude. Ich genieße die teils bemitleidenden, teils anerkennenden Blicke der Autofahrer und treffe in den zwei Stunden tatsächlich zwei weitere Zweiradfahrer. Sie grüßen. Noch ein kraftsparendes uns ernst gemeintes Unterfangen.

 

C wie Cold

29. Dezember, strahlender Sonnenschein und Temperaturen – naja, gerade so über null Grad. Mopped fahrn!

Höhere Berge scheiden aus, schon aufgrund der Höhe und der Entfernung. Daher raus in den Münchner Westen. Die Straßen sind teilweise trocken und gut befahrbar. In schattigen Abschnitten glänzt es verdächtig, aber eisig ist es nirgends. Wunderbarer Sonnenschein begleitet mich nach St. Ottilien. Die Sonne scheint durch die kahlen Wälder,

Bild: Sonne im Winterwald
Sonne im Winterwald.

Das Kloster hat kaum eine als solche geltende Straße, aber den eigenen Bahnhof. Schliesslich sind es Missionsbenediktiner, die im Kloster leben und auf Mission gehen die wenigsten Missionare auf dem Mopped. Drum die Bahn. Der Bahnhof ist ein Schmuckstück, das Kloster noch schwer nahbar.

Bild: Bahnhof St. Ottilien.
Bahnhof St. Ottilien.

Weiter geht es in Richtung Süden, ans Westufer des Ammersees. So langsam nähert sich die Sonne dem Horizont, als plötzlich nach einer Kuppe das Alpenpanorama vor mir auftaucht.

Bild: Blick in die Alpen, in der Nähe von Unterfinning.
Blick in die Alpen, in der Nähe von Unterfinning.

Schnee liegt sichtbar immer noch fast keiner, aber die Kälte lässt erahnen, was der Winter mit den Straßen dort gerade macht.

Bei Finning liegt der Windachspeicher, im Sommer ein toller Badesee,

Bild: Windachspeicher bei Finning.
Windachspeicher bei Finning.

im Winter auf der Nord-ost Seite mit reichlich Rauhreif belegt.

Bild: Windachspeicher - Dammseite.
Windachspeicher – Dammseite.

Das Baden lass ich heute mal sein. So langsam wird es dunkler und die Finger klamm. Also heim nach Hause, Tee kochen.

Die Frage ist nur: wer hat vor zwei Jahren die Heizgriffe für die VFR zwar gekauft und dann nie installiert? Wenn ich den erwische.

Bild: Mopped entsalzen nach der Tour. Bei null Grad ein Heidenspaß!
Mopped entsalzen nach der Tour. Bei null Grad ein Heidenspaß!

 

Die Tour auf der Karte:

Wintertour GPX

 

Man reiche mir eine Gabel

Der TÜV hatte diesen Sommer kein Foto für mich.

Der TÜV hat heute kein Foto, äh keine Plakette, für mich. #Menno #veefer

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Nach gerade mal 26 Jahren und 110110 km (die Ähnlichkeit mit Notrufnummern ist rein zufällig) Honda-VFR-110110km

waren die Gabelsimmerringe endgültig durch. Machen lassen oder selber machen. Hah, keine Frage! Dem Ingenieur ist nicht zu schwör. Fragt mich ein paar Tage später noch einmal.

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Ein paar Tage später: Sechsundzwanzig Jahre alte Schrauben hatten sechsundzwanzig Jahre Zeit eine innige Verbindung mit dem darum liegenden Gewinde einzugehen. Die erste Schraube die reisst ist die Klemmschelle am Auspufftopf. In loser Reihe folge kaufe ich: Linksausdreher, Heisluftgebläse, Bohrer und Trennscheiben. Das Ende vom Lied ist, dass der Linksausdreher in der angebohrten Schraube abbricht und ab sofort ein Ausbohren des Stummels nicht mehr möglich ist. Gehärtetes Material, das gehört so. Schliesslich schneide ich den Topf an dieser Stelle auf und nehme die gesamte Schraube samt Gewindebohrer seitlich raus. Mit Maschinenschraube und Mutter schaffe ich interessanterweise eine (dichte!) neue Verbindung an alter Stelle. 

Wesentlich gravierender sind die “Fork Socket Bolts” (12), die das ganze Gabelkonstrukt zusammenhalten.

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Diese sind in das Standrohr eingedreht, müssen dicht sein und sind im Alu auch nur schwer rauszubohren. Mehrmals breche ich ab, weil mir der Angstschweiß auf der Stirne steht. Und mehrmals schlage ich die Öffnungszeiten des nächstgelegenen Honda-Händlers nach. 

Am Ende wage ich mich ran. Die Gabel zurück ins Motorrad gebaut um sie zu fixieren, einen Bandschlüssel für einen Ölfilter um die dickste Stelle des Standrohrs und die längste Ratsche, die wo gibt, für die (12). Und schliesslich lösen sich beide. Irgendwann.

Der Rest ist einfach. Um die Simmerringe aus dem Standrohr zu bekommen muss man lediglich beherzt Stand- und Tauchrohr ein paar Mal mit Schwung bis zum Anschlag gegeneinander herausziehen.

Für das Einschlagen des neuen Simmerrings empfehlen die Hersteller immer Spezialwerkzeug. Das beste ist aber der alte Simmerring. Neuer Simmerring auf das Standrohr aufgelegt, den alten oben drauf und mit kreisenden Hammerschlägen eingetrieben. Der alte Ring steht dann noch leicht über und kann mit einer Zange einfach entfernt werden.

Alles wieder rein, Schrauben nach Drehmoment angezogen, TÜV-Plakette mit anerkennenden Blicken des Prüfers drauf.

Neuer Mut in 2 Jahren.

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