Nach der Anfahrt am Vortag geht es heute entlang der deutsch-tschechischen Grenze nach Osten. Das Wetter sieht er so unbestimmt aus. Alex fährt schon in Regenpelle los, ich warte noch ein paar Meter, sollte aber bald auch in den Genuss kommen.
Vom Frühstück in unserem Schwanen fahren wir in Richtung Osten, mitten hinein ins Vogtland. Die Straßen sind wunderbar schmal, alle noch nass. Aber so fahren wir die ersten Kilometer südlich von Plauen in Richtung Schöneck und tschechische Grenze
In Sachsenberg-Georgenthal fahren halten wir an um von einer Anhöhe (wohl den Sachsen) einmal in Ruhe ins Tal (wohl den Georgen) zu blicken, satteln wieder die Moppeds und biegen zwei Querstraßen später völlig unverhofft in die Tschechei ab. Ein blaues Schild informiert uns darüber. Irgendwie hatten wir uns einen Grenzübergang prominenter vorgestellt. Es lebe Schengen, auch in diesem Jahr des Virus und der dazugehörigen Grenzschließungen.
Wir kurven ein wenig durch den tschechischen Wald, bis dieser endlich eine Hochebene, die Přebuzské vřesoviště (ich empfehle den Google-Übersetzer…), freigibt. Wiesen und nur einzelne versprengte Bäume weit und breit.
Dazwischen Wasser. Überall Wasser. Von oben als Regen, von der Straße als Gischt. Daneben als über-die-Ufer-getretene Rinnsale. Eine bezaubernde, menschenleere Kulisse.
Es geht weiter nach Osten, teilweise wieder durch Wald.
Der Regen nimmt zu. Wir verfahren uns. Irgendwo zwischen Albertamy und Bozi Dar brauchen wir eine Pause vor dem Regen. Wir nutzen die in Tschechien reichlich vorhandene Wartehäuschen Infrastruktur. Wir haben alles gesehen. Bushaltestellen mit reichlich bestückten Bücherregalen. Ganze Wartesäle. Der von uns gewählte Unterstand ist eher etwas baufällig, aber dennoch trocken. Wir warten, beklagen die Gesamtsituation und fahren ohne Verbesserung zwanzig Minuten später weiter.
Von Bozi Dar fahren wir – weil das so geplant war – auf den Klinovec, der höchsten Erhebung im Erzgebirge auf tschechischer Seite. Der Ausblick ist traumhaft, windig und feucht.
Den Fichtelberg auf der anderen Seite der Grenze mit seinen weiteren 199 Höhenmetern sparen wir uns. Über die Wolken schaffen wir es heute wohl eher nicht.
Kurz vor Chomutov legen wir eine Pause ein. Geplant war Kaffee und ein kleines Mittagessen, geworden sind es Kola und eingeschweißter Sandwich von der Tanke. An der wohl zugigsten Stelle in ganz Europa. Wir verstauen unser Sternemenü und fahren ins Tal. Dort hört es tatsächlich das erste Mal auf zu regnen. Wir setzen uns in einen Park und breiten die nassen Regenklamotten vor uns aus. Ich leere meine Schuhe aus. Die Stiefel scheinen wasserdicht zu sein. Von innen. Leider vergessen wir beide diese Schlüsselszene unseres Ausflugs zu fotografieren. Bitter.
Es bleibt weitgehend trocken. Auf dem Weg zur Talsperre Údolní nádrž Fláje sind die Straßen schmal und trotzdem mit gutem Tempo befahrbar.
Der Damm selbst ist nicht befahrbar. Wir fahren einmal hinunter ins Tal des Abflusses und auf der anderen Seite wieder hoch.
Wir queren noch einige Male die Grenze, jedes mal ohne großes Aufheben. Bezeichnend für jeden Grenzübergang ist die ungewöhnlich gute Tankstellen und Einkaufsinfrastruktur auf der tschechischen Seite, die wir gerne nutzen um den Kaffeepegel wieder aufzufrischen.
Ab Hemmschuh bleiben wir auf der deutschen Seite.
In der Nähe von Altendorf fahren wir nochmals durch ein Tal – in der Talsohle liegt Großdorf-Kohlmühle. Ein bestimmt siebenstöckiges Backsteingebäude steht direkt vor uns, eine Industrieruine, verlassen und dem Verfall gewidmet.
Auf der anderen Talseite geht es noch einmal späktakulär bergauf,
dann erreichen wir bald den Zielort des heutigen Tages: Burg Hohnstein. Nach dem Stiefelbier
beziehen wir unser Quartier. Erst schleppen wir unser ganzes Gepäck mühsam in den Burghof. Dort erfahren wir, dass Motorräder hoch erwünscht sind. Wir dürfen an allen Verbotsschildern vorbei bis in den Burghof fahren und parken dort prominent über Nacht.
Nur das Abendessen wird wieder zur Herausforderung. Auch in Hohenstein macht alles um 20 Uhr dicht. Und mit alles meine ich alle drei Gasthäuser. Von denen zwei keinen Platz für uns haben. Am Ende sind wir aber erfolgreich.
Übrigens gibt’s in den Jugendherbergen kein Bier. Hätte man wissen können.
Bald mehr zum dritten und letzten Tag der Tour.
2 Antworten auf „#Alpenblitz 2020: Erzgebirge – 2. Tag.“