Zu zweit. Wie früher.

Pfingsmontag. Nix vor. Also noch kurz raus auf eine kleine Runde durch’s Münchner Umland. Da spricht die Frau: ich komm mit. Exzellent! Das ist ja wie ganz früher!

Ziel heute ist das Franziskanerkloster Reutberg bzw. eher seine Klosterbrauerei samt Wirtschaft. Die “kurvige Route” bringt uns aber erst einmal durch kleine Sträßchen im Münchner Süden. Auch eine Form seine Stadt kennenzulernen.

Hinter Pullach und Grünwald wird es dann aber tatsächlich ländlich, kurviger und der Verkehr weniger. In Straßlach zweigen wir von der Staatsstraße ab und nehmen zunehmend kleinere Sträßchen. Eulenschwang, Sonnenham, Attenham. Klingt oberbayrisch. Und würde man ohne Zweirad wohl nie finden. Hinter Dietramszell biegen wir auf kleine Straßen durch Wälder ab, auf die wir uns erst vor ein paar Wochen mit der Vierraddose verirrt hatten und damals schon eine gedankliche Notiz machten: unbedingt mal mit dem Motorrad hinfahren. Jetzt erinnere ich mich wieder.

Funfact am Rande: welches andere deutsche Wort schafft es zwischen den silben doppelte Konsonanten zu haben? VieR-RaD-Dose. Ich liebe es.

Wir nähern uns dem Reutberg von Süden. Ein eigentlich ganz prominentes Kloster auf dem Berg. Erst einmal Kultur. Von innen ist die Kirche winzig. Ein inverses Raumwunder. Massiv von außen, Kapelle von innen.

Seltsamer Eingang zur Brauereigaststätte…

Jetzt Biergarten. Leider hatten die Idee noch andere. Dank Corona stehen die anderen schon an. Lange. So bleibt es bei der Kultur.

Schöne Frau. Hinter der BMW. Schönes Motorrad. Auch hinter der BMW.

Also zurück. Erst etwas Staatsstraße, dann links weg, wieder auf einspurigen Wegen durch den Wald. Wunderbar.

Die letzten Kilometer nehmen wir auf der Bahn. Die Nachbarn kommen zum Grillen. Also muss ich einheizen. Leider ist aber Tempolimit 120 km/h.

Die Route:

Bayerischer Wald – Eine Tagestour mit +500 Kilometern

Es ist ein Reisemotorrad. Sagte ich das schon?

Die Idee war eine Tour in den bayerischen Wald zu machen. Nun ist der von München ein Stück weg. Dank Corona-Beschränkungen auch nicht mit einer Übernachtung zu machen. Zwar überlege ich im Rahmen der legalen Möglichkeiten wild zu campen, am Ende wird es aber der bayerische Wald in einem Tag. Und dafür braucht’s ein Reisemotorrad.

Denn die Anfahrt ist schon lang. 150km von München, permanent über die Autobahn bis Deggendorf. Erst dann wird es interessant.

Mit Gottes Segen ab in den Wald.

Der Stadtkern von Deggendorf ist eigentlich ganz schön, überhaupt nicht verkehrsberuhigt, so dass ich mit dem Motorrad bis auf den Marktplatz komme. Jetzt das Navi programmieren und schon geht’s los.

Über Rusel geht es – natürlich wieder über Umleitungen – nach Regen, wo es glücklicherweise weiterhin trocken ist. Von dort aus geht es über die Glasstraße an Orten, die schon sehr nach Glas klingen, vorbei: Zwiesel, Spiegelau, Riedelhütte, Glashütte. Alles Orte, die sehr bemüht die Tradition pflegen, aber dank Industrieglas aus aller Welt offensichtlich ihren Höhepunkt hinter sich haben.

Sorry Kleines, musste unterwegs auch mal eine unbequeme Holzbank testen.

Immer noch auf dem Höhepunkt ist aber die wunderschön hügelige Landschaft mit ihren schmalen Sträßchen.

Höhenprofil der Tour: Links Autobaaaaaaahn, Mitte bayerischer Wald, rechts Autobaaaaaahn.

Immer wieder sind es eher ausladende Bundesstraßen mit langezogenen Kurven, dann wieder viele einspurige Straßen mit engen Twisties, auf denen entgegenkommende Traktoren – und davon gibt es einige – durchaus mal die ganze Breite brauchen. Und mehr.

Holzbank. Wieder.

In der östlichen Schleife des Tourenachters werden die Dörfer noch kleiner. Umso überraschender taucht in Mitterfirmiansreut plötzlich ein Skigebiet auf. Nicht ganz hochalpin, es geht los auf 1000 Höhenmeter. Aber mit Liften und allem was dazu gehört. Und Ausblicken in die benachbarten Täler.

Im Annathal werden die Straßen weiter kurvig,

Das Spiegelbild hätte die Glasstraße auch besser hinbekommen können.

danach kommen aber einige Kilometer auf Bundes- und breiten Staatsstraßen. Es sind bereits ein paar hundert Kilometer auf dem Tacho, da sind langweilige Straßen eher kontraproduktiv.

Linie 1250 nach München.

Da kommt fast unerwartet der wohl schönste Teil der Tour,

Das wäre aber auch direkter gegangen…

Von Kirchberg über Sölden (!!) zurück nach Regen schlängelt sich die Tour wie ein letzter Pickel auf der Straßenkarte. Wunderbar kleine Straßen durch Wälder und Felder. Wunderbar.

So, jetzt noch 150 km Autobahn, dann bin ich schon wieder zuhause.

Dann ist die Tour eigentlich vorbei. Nur ich noch nicht zuhause. Zurück nach Deggendorf, dass sich an diesem Freitagabend ordentlich Berufsverkehr gönnt, und 150 km zurück über A92 und A9. Am Ende tun mir so die Kräten weh, dass ich bei Landshut nochmals absteigen muss. Zuhause dann aber ein Espresso und schon sind die zähen Kilometer Rückfahrt vergessen.

509.9 km. Zählt.

Die Tour zum Nachlesen:

und zum Download:

Es ist ein …

Junge? Mädchen? Nein, es ist ein Reisemotorrad!

Reisemotorrad, 2 km vor Reisen.

Die BMW R 1250RS ist nicht der durchgeknallte Retro-Racer, wie es die R nineT Racer im vergangenen Jahr war. Sehr schnell wird klar, hier kann man gemütlich Strecke machen, mit allen Annehmlichkeiten von Navi über Griffheizung bis Fahrerlebnis-Modis.

Braaaap.

Aber alles der Reihe nach:

Der Sonntag beginnt mit Starkregen in München. Sollte das doch nicht die erste Tour mit dem neuen Mopped werden? Glücklicherweise hört der Regen um 1 auf. Um 2 bin ich unterwegs.

Es wird eine Tour durch den Münchner Nordosten, von Erding herum um Taufkirchen. Nichts Spektakuläres, keine Alpenpässe. Aber viele enge und kurvige Straßen und nicht viel Verkehr.

Schwarzes Motorrad vor grünem Feld. Sehr schwarz. Sehr grün.

Bis Wartenberg ist die Tour eine Flucht aus der Stadt. Ortsschild – Tempo 60 – Ortsschild – Tempo 60 – und so weiter. Danach wird’s schöner. Zwischen Wartenberg und Schachtelberg folgt der erste Höhepunkt. Eine schmale Straße, wunderbar kurvig. Irgendwie klar, dass zur Halbzeit die Sperrung mit Umleitung folgt. Aber bis dahin – wunderbar.

Außerirdische Wassertürme säumen den Wegesrand.

Weiter geht’s im leichten bergauf/bergab an Höfen vorbei und durch kleine Dörfer hindurch. Fast städtisch – und zwar hübsch – ist Velden mit einer schönen Ortsdurchfahrt.

Weiter geht’s.

Und so schlängelt sich die Tour dahin, bis zurück zum Ausgangspunkt. Erst da merke ich, dass das Motorrad wohl noch UTC-Zeit im Auslieferzustand hat. Es zeigt eine Stunde früher als die meisten Kirchturmuhren entlang der Strecke – und da gibt es einige.

Also geht’s mit hoher Geschwindigkeit zurück nach München über die A92 und A9. Und, soviel sei verraten, auch Geschwindigkeit kann die R 1250RS. Ohne große Aufregung.

Die Neue 1250RS hat etwas (für mich) Neues. “Connected Ride” – das ist eine App mit allerhand, unter anderem einem Navi, dass GPX-Uploads ermöglicht. Das Handy wird per Bluetooth an das Mopped gekoppelt, dazu die Freisprecheinrichtung am Helm. Und schon erfolgt die Navigation entlang der zuvor heruntergeladenen Route mit Pfeilansicht im Cockpit und Stimme im Helm. Genial!

Insgesamt ist Motorradfahren eine sehr Corona-konforme Aktivität. Kein Massensport. Keine Ansteckungsgefahr.

Motorradfahrer mit Helm und Sturmmaske.
Corona? Maske drauf!

Und eine Konzentration auf das Wesentliche. Ohne Verschwörungstheorien, Hektik, Angst und all den Scheiß.

Touren durch Deutschland, durch Oberbayern. Vielleicht wird mich das in der Krise retten?

Krise? Nachher wieder.

Die Tour:

GPX-File zur Tour: hier.

2020 Un-Boxer-ing.

Vor Corona bestellt, während des Lockdowns zum Händler geliefert und dann nicht abholbar. So beginnt das Lease-Bike Jahr 2020. In Bayern dann Verlassen des Hauses nur “mit driftigem Grund” und der expliziten Ergänzung, dass Motorradfahren bestimmt kein driftiger Grund ist. Zugegebenermaßen hatte ich schon keine Lust mehr auf die Motorradsaison 2020. Andere haben die Saison ganz aufgegeben.

Aber bestellt ist bestellt und so musste ich einen späteren Liefertermin wählen und nehmen.

Als hätte ich es gewußt: vor Wochen gebucht geht einen Tag vor dem geplanten Abholtermin die Ausgangsbeschränkung auf. Theoretisch kann man also wieder.

Heute darf die BMW R1250RS also aus dem Stall. Tatsächlich verstaubt ab Händler. Darf man jetzt Motorrad fahren? Ja. Ist es sinnvoll? Vielleicht. Mal schauen was die nächsten Wochen liefern.

Jetzt steht die schwarze erst einmal in der Garage.

Von vorne hui…

Vielleicht kommen die Mittelgebirge in den nächsten sechs Monaten ja in greifbare Nähe. Vielleicht der bayerische Wald. Ganz vielleicht, aber eher nicht die österreichischen Alpen.

… von hinten WER HAT DENN DIESEN ROHRVERHAU ANS HECK GESCHRAUBT?

Es ist ein komisches 2020.

Bleibt gesund.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen