Erfahrungsbericht: Sicherheitstraining

Pylone auf dem Trainingsplatz

Einmal im Jahr ein Sicherheitstraining. Das ist auf dem Motorrad vermutlich keine schlechte Idee. ADAC, BMW und letztes Jahr MK-Motorradtraining hatte ich dieses Jahr eine Münchner Fahrschule gewählt: die Fahrschule Wittmann mit dem Motorrad Weiterbildungszentrum in der Knorrstraße in München. Die haben alle möglichen Arten von Trainings im Programm. Ich hatte eines gewählt, was ich so noch nicht kannte: einen halben Tag auf dem Übungsplatz, danach Kurventraining auf der Landstraße.

Also erst Übungsplatz.

Halt Stopp. Motorradsicherheitstraining. Keine Flugstunden!

Der Übungsplatz ist in diesem Fall der Flughafen Oberschleißheim, wo wir uns auf einem eigens eingerichteten Parcours dem langsamen Kurvenfahren widmeten. Der Kurs war mit Hütchen ausgelegt, um die verschiedenen Fahrsituationen zu simulieren.

Allerdings stellte sich schnell heraus, dass mein altes Motorrad mit der geringen Fahrtwindzufuhr und der fehlenden Kühlung zu kämpfen hatte. Wiederholt ging es während der Übungen aus, was insbesondere beim Beschleunigen aus den Kurven zu Problemen führte.

Und irgendwann gab es dann trotz abgesperrtem Gelände Querverkehr.

Langsame Kurvenfahrt mit Einpropellermaschine.

Von rechts (und damit mit Vorfahrt) nährte sich ein einmotoriges Flugzeug und versuchte wie selbstverständlich zwischen den Pylonen einzuparken. Nun gut, auf den ersten Versuch gelang das noch nicht so gut, der Pilot hatte aber auch den Beginn des Trainings verpasst.

Die Mittagspause verbrachten wir im Biergarten des Flughafens.

Nach der Pause ging es auf die Straße. Die Strecke führte uns zwischen Burghausen, Wippenhausen und Freising hin und her, wobei wir abwechselnd dem Fahrlehrer hinterherfuhren und er uns Feedback gab.

Auf und nieder immer Wieder. Die Ideallinie(n).

Leider beschränkte sich das Feedback des Fahrlehrers größtenteils auf die Feststellung, dass meine Kurvenführung bereits sehr gut sei.

Kurve 5, zum 10. Mal.

Dies war sicherlich ermutigend, aber ich hatte gehofft, konkretere Tipps und Anregungen zu erhalten, um mein Fahrverhalten weiter zu optimieren. Auf dem zweiten Streckenabschnitt war niemand mehr zur Beobachtung dabei, was ein wenig enttäuschend war.

Motorradfahrer
Blickführung, so wichtig.

Nichtsdestotrotz bot das Training die Möglichkeit, die gleiche Strecke mehrfach zu fahren und dadurch meine Linie zu verbessern. Mit Tempolimits von 60 bzw. 70, eventuell auch, weil hier phasenweise ganze Horden an Motorradfahrern die Strecke immer wieder hoch und runter fahren, vielleicht von oben genannter Fahrschule organisiert, war die Grenze der Linienführung dann aber auch schnell erreicht.

Am Ende des Tages kehrten wir zur Fahrschule zurück.

Bitte schön hintereinander fahren. Immer in Zweierreihen, Händchen haltend.

Für das nächste Mal habe ich beschlossen, ein Sicherheitstraining auf einem Übungsplatz zu absolvieren. Ich glaube, dass dies eine bessere Lernumgebung bietet, um gezielt zu lernen und Tipps zu erhalten.

Trotz der etwas begrenzten Rückmeldung während des Sicherheitstrainings war der Tag hilfreich und hat Spaß gemacht. Jetzt kann die Saison richtig los gehen.

Die Tour im Detail:

Motorradsicherheitstraining, strömend.

Sicherheit auf dem Motorrad ist so eine Sache. Aber ein Training im Jahr gehört seit Jahren zum guten Ton. BMW hatte kein Angebot für mich im Programm in diesem Jahr, also ADAC. Vom Land kommend (München) muss man sich natürlich Richtung Metropole orientieren (das nächste ist Augsburg oder Landshut). Und wenn schon Auswahl dann Augsburg. Der Landshuter Platz des ADAC ist zwar auch witzig, weil um ein Speedway-Track herum gebaut. Aber halt auch nur eine Kreisbahn. Mit 50 km/h Maximalgeschwindigkeit auf dem ganzen Gelände.

Augsburg kann 80 km/h (im Vergleich zu den “Vollbremsung aus 160 km/h” auf dem BMW-Gelände auch irgendwie süß), aber gebucht hatte ich ein Kurventraining. Und da reichen die 80 dann am Ende schon aus.

Und dann sollten wir noch über das Wetter reden. Man bucht so ein Training im Voraus. Für Anfang Mai. Da wird’s schön.

Motorrad auf Parkplatz ADAC im Regen
Das Motorrad blickt ungläubig auf das Wasser.

Oder halt auch nicht. Strömender Regen, 10 Grad. Keine Regenpause in Aussicht. Der Vorteil: unsere Trainingsgruppe besteht aus zwei Teilnehmern (die anderen 10 (!) sind nicht aufgetaucht), Kurvenfahren im Regen ist genau das, was gelernt sein will. Und das Schräglagenmotorrad muss nicht lange rumgereicht werden.

Schräglagenmotorrad?

Schräglagenmotorrad mit Stützrädern.
“Braucht Ihr Kind Stützräder, um das Fahrradfahren zu lernen? Hier lautet die Antwort ganz klar: Nein! Auch wenn wir Eltern es aus unserer Kindheit kennen und es damals zum Erlernen des Radfahrens gehörte – heute sind sich die Experten einig, dass es keine Stützräder mehr braucht, um Fahrradfahren zu lernen.” (Zitat von https://www.der-kleine-biker.de).

Das ist so ein Ding mit Stützrädern. Nicht ganz wie am Kinderrad, aber eigentlich schon. Mein erster Gedanke: Never ever, bei diesem Regen und dem rutschigen Untergrund. Meine erste Fahrt darauf: Stützräder aufgesetzt. Erstaunlich, was bei regennasser Fahrbahn alles geht. “Kann man die Stützräder höher stellen?” – “Nein. Die Maschine ist tiefergelegt und setzt dann auf”. Mann, ADAC!

Nun gut. Zur Erinnerung:

Fußposition: Die Fußballen gehören auf die Rasten. Denn wenn’s eng wird zwischen Fußraste und Straße sollten die Zehen nicht zwischen Gangheben, wahlweise Bremse und Fußraste klemmen. Tut weh und macht komische Sachen mit dem Motorrad in der Kurve.

Blick: Weit vorraus, in die Kurve. Man fährt dahin wo man schaut. Ob man will oder nicht.

Sitzposition: In die Kurve legen oder Motorrad reindrücken – das geht beides und ist Geschmackssache. Wenn Zeug in die Fahrspur herein oder es (gefühlt) eng wird steht kann reindrücken helfen. Der Motorrad-/Fahrerquerschnitt wird schmäler und es fühlt sich gleich viel weniger am Limit an. Sollte es das tun. Anm. der Red.: Hangoff mag der ADAC nicht so. Kurven-inneres Knie nach vorne (höhere Geschwindigkeit) oder Poppes vom Sattel in Richtung Kurvenmitte verringert den Kurvenradius. Falls erforderlich oder gewünscht.

Schotter in der Kurve: geht. Wenn danach wieder Asphalt kommt. Lenker locker lassen, Motorrad ein paar Zentimeter rutschen lassen. Und weiterfahren. Bremsen ist kontraproduktiv.

Die in jedem Training unterrichtete “am Lenker drücken oder ziehen um Kurven zu fahren” erspare ich Euch. Ich versuche immer noch rauszufinden, für wen diese Information in den Trainings gedacht ist. Vielleicht für Kinder / Motorradfahrer, die in ihrem Leben noch nie auf einem Zweirad saßen? Und wenn ja, wie kamen die bis zum Trainingsgelände?

Am Ende ein großer Spaß mit unserem Trainer Thomas. Um 21:00 Uhr müssen wir aufhören. Wegen nass, kalt, aber vor allem wegen der Sperrstunde um 22:00 Uhr (C sei Dank). Also zurück nach München. Im Regen. Bei 8 Grad. Über die Autobahn. Aber Fußballen auf den Rasten!

Motorradfahrer vor dem ADAC Fahrertraining Logo.
Ich geh dann mal duschen.

Sicherheit, mit Vergnügen.

Motorrad-Sicherheitstraining in Aschheim. Wie letztes Jahr. Mit Fotografierverbot. Wie letztes Jahr. Nach Einfahrt in das Gelände müssen die Fotos ausbleiben,

Die Einfahrt zur Foto-freien Zone.

also heute mal viel Text, ein Pressefoto und Knieschleifer-Content.

Gut 10 Gruppen à 8 Fahrern sind auf dem Kurs. Auf dem großen Gelände verteilt sich das aber gut und so wechseln wir uns in den 8 Stunden bei strahlender Sonne und guter Hitze mit den anderen Gruppen ab.

Meine Gruppe hat ein paar starke Fahrer. Vier Husqvarna Nudas sind dabei. Was für ein starkes Motorrad.

Husqvarna Nuda 900 R. Foto: BMW Group Pressefoto.

Gut die Jungs können auch fahren, aber so agil und so dynamisch um den Kurs geht kein zweites… Das Bike stammt aus der Zeit als BMW noch Eigentümer von Husqvarna Motorcycles war, bevor der Verkauf an Pierre Industries erfolgte.  Sonst hatten wir noch eine S1000RR (seufz), zwei “alte BMW” und meine “R”.

Bremsen.

Könnt Ihr, sagt der Trainer. Also endlich mal nicht Vollbremsung mit Ausweichen, sondern die interessanten Sachen: wie viel Lenken geht bei ABS im Regelbetrieb? Nicht viel, aber ein bisschen schon. Und so ein halbes Grad Lenkeinschlag bei Auffahrt auf ein Stauende kann Wunder bewirken.

Handling.

Das Highlight auf dem Gelände. Eine starke Stunde Renn-Feeling, mit langgezogenen Kurven mit Knie auf dem Boden, engen Kehren und Hügeln. Nur wenige wollen an mir vorbei, einige lassen mich gerne vorbei. Die richtige Spur zu lesen, Kurven außen anzufahren und mit reichlich reserve in der Spurmitte wieder rauszukommen. Ein großer Spaß. Ratet mal ob das ein linksrum oder rechtsrum Kurs war:

Links. Schrabbelschrabbelschrabbel.

Rechts. Nischts.

Fahren in Schritttempo

Letztes Jahr der Alptraum auf der #RRed, dieses Jahr auf der R nicht viel besser. Die Nudas hüpfen durch die Gegend, dass man schier nicht zusehen kann. Für die schweren Geräte gilt (neu gelernt): nur nicht mit dem Lenker lenken, der hat zu schnell zu viel Anschlag links und rechts. Stattdessen Kupplung, Gas, Bremse und Gewichtsverlagerung durch den Oberkörper. Üben! Es geht. Aber ist bei diesen Temperaturen eine Qual. Die R klettert kurz nach dem Anlassen auf 100 Grad, schaltet den Lüfter an und versorgt den Fahrer mit tropischen Winden. Puh, ich bin froh als wir weiterziehen.

Steigung und Gefälle

30 Grad Steigung sind enorm und die Geschwindigkeit richtig zu schätzen, mit der man oben gerade so ankommt ist erst einmal nicht leicht (E = 1/2 m v ²). Zuviel Geschwindigkeit erzeugt dann erst einmal eine Strecke Flug. Und das ist für den Ungeübten ganz schön schaurig. Und beim zweiten Mal witzig.

Kurven. Der 8er und der Halbmond.

Schräglage pur. Erkenntnis eins: bisher geht immer noch ein bisschen mehr. Die RR hat einen Neigungsmesser der es auf 51° bringt und dem Trainer die Schweißperlen auf die Stirn treibt. Wie erkennt man ob noch ein Grad mehr geht? Daran ob’s hält. Punkt. Wenn’s halt nicht hält hält’s halt nicht. Also lieber etwas Abstand zur physikalischen Grenze.

Erkenntnis zwei: ein Hindernis in Schräglage zu treffen (in unserem Fall einen Stein) ist a) nicht einfach und b) nicht schlimm. Wenn das eine Grad noch in Reserve ist.

Seitenwindanlage

Auf dem Gelände gibt es 80 km/h Seitenwind aus der Dose. Eine beeindruckende Anlage. Aber auch nicht wesentlich anders als die Böhe, die einen nach dem LKW auf der Autobahn von der Seite trifft. Gegenlenken, Mopped schräg stellen und Spur halten.

Fazit

Das war ein großer Spaß. Soll ich das Renntraining im Sommer also doch machen? Gebucht ist es ja schon. Aber ich weiß nicht wie ich das Motorrad da hinbekommen soll. Und ob meine alte VFR überhaupt geeignet ist. Und welche Reifen ich brauche. Und ob ich ein Zelt mitnehmen muss.

Aber der Handlingparkour war sooooo genial…

Sicherheitstraining.

Zum Saisonstart brauchts ein Sicherheitstraining. Schon immer. Aber mit einem neuen Motorrad um so mehr. Denn seit heute weiß ich, dass so eine S1000RR doch einen ganz anderen Bremsweg hat als die gute alte VFR von über 25 Jahren zuvor. Bei allen Bremsmanövern stand ich mit der RR weit, weit vor dem Hindernis. Bei der Vollbremsung aus 120 km/h sogar soweit, dass ich nochmal in den zweiten Gang schalten musste um bis vor zum Trainer zu fahren.

Auf dem BMW-eigenen Gelände war leider Fotografierverbot. Nur Google darf das, und auch nur aus der Luft:

Bildschirmfoto 2016-05-07 um 18.40.21

Auf dem über 3,5 km langen Kurs gehen alle Geschwindigkeiten, irgendwo auf der Strecke steht sogar ein Tempolimit-Schild mit 150 km/h. Und der Handlings-Kurs im rechten Teil macht sehr großen Spaß und hat enge Kurven, weite Kurven, und sogar ausreichend langgezogene Kurven, um auch mal das Knie auf den Boden zu bekommen. Oder zweimal.

IMG_20160507_172031

Schrabelschrabelschrabel.

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