Lenkkopflager – Tausch bei der VFR (RC36)

Die netten Herren mit dem blauweißen Schild haben beschlossen, dass mit diesem Lenkkopflager unmöglich eine neue Plaketten an die Veefer geklebt werden kann.

Bis dass der TÜV Euch scheidet.

Bei den guten alten CBs damit hatte ich schon mal das Vergnügen und ich erinnere mich, dass das Vergnügen einerseits sehr vom verfügbaren Werkzeug, andererseits von unglaublich vielen zusätzlichen Schritten davor (Geraffel weg bauen) und danach (Geraffel wieder hin bauen. Vorzugsweise an gleiche / ähnliche Stellen). Jetzt ist so eine CB bekanntlich nackig. Die VFR bring zu jedem Geraffel noch fünf Vollverkleidungsplanken aus Plastik mit. Und wer schon einmal versucht hat eine simple Birne aus der Cockpit-Beleuchtung der VFR zu tauschen, dem wird es bei einem Lenkkopflager die Haare zu Berge stellen. Glücklicherweise habe ich keine mehr. Haare, meine ich.

Also, die Uhr läuft. Vier Wochen Zeit gibt es zwischen Hauptuntersuchung und Nachuntersuchung. Lächerliche 35 Euro kostet das Material beim freundlichen Louis um die Ecke.

Jetzt muss der Zugang zum Lenkkopflager freigelegt werden. Weg müssen (am Besten in dieser Reihenfolge):

  • Motorrad aufbocken, z.B. durch geeignete Ständer oder einen Stapel Bretter unter dem Motor.
  • die Seitenverkleidungen (5 Schrauben, davon eine von vorne – nicht vergessen, sonst bricht’s – dann lässt sich die Verkleidung von unten wegziehen. Oben ist sie nur über 3 Plastiknasen eingehängt).
  • untere Verkleidung (“Keil” – 6 Schrauben plus zwei geschraubte Bolzen zum vorderen Verkleidungsteil).
  • vordere untere Verkleidung – diese ist an einigen Stellen sehr fragil und bei meiner Veefer bereits mehrfach mit Glasfasermatten und Epoxid-Kleber repariert, also vorsichtig!
  • die obere Verkleidung – das ist alles von der Scheibe über das Licht bis zum Benzinhahn. Letzterer macht mich regelmäßig wahnsinnig – davon beim Einbau mehr. Zuerst die beiden kleinen schwarzen Abdeckungen direkt am Tank abbauen (je 1x Kreuzschlitz), dann die beiden Spiegel. Die Sechskantschrauben sind unter der Gummiabdeckung versteckt. Jetzt kommen die beiden kleinen schwarzen Verkleidungsteile an der Innenseite der Scheibe weg (4x Kreuzschlitz). Jetzt ist eine gute Gelegenheit die Seilzüge am Benzinhahn auszufädeln – siehe unten. Dann können die beiden großen seitlichen Schrauben raus, die die gesamte Verkleidung am Rahmen halten. Jetzt lässt sich die gesamte Verkleidung inkl. Scheinwerfer nach vorne ziehen. Die Scheinwerfer und Blinker abstecken nicht vergessen, dann lässt sich das ganze Teil zur Seite legen.
  • als nächstes müssen die Stummegriffe von der Gabel. Dazu müssen auf beiden Seiten die Schaltamaturen weg, je 2 Kreuzschlitzschrauben von unten, dann lassen sich die Lenkerstummel lösen und abziehen.
  • Schließlich muss noch das Vorderrad raus, dann können die beiden Gabelholme, die jeweils mit 2 Schrauben geklemmt sind, nach unten herausgezogen werden. Am rechten Holm von vorne gesehen sind mit zwei Kabelbindern noch Leitungen fixiert.

Jetzt kann’s losgehen:

Lenkkopflager Honda VFR750F, RC36; Baujahre 1990 – 1993.

Die Schrauben (2) bis (7) sind relativ leicht von oben zu entfernen, für die Nutenmutter habe ich mir vor Jahren bei eBay mal eine entsprechende Nuss gekauft. Die untere Gabelbrücke (9) lässt sich damit bereits nach unten ausfädeln.

Jetzt kommen die eigentlich einzig schwierigen Schritte. Das Lager im Rahmen (10), (11), (15) lässt sich von unten mit einem langen Werkzeug (z.B. alter Schraubendreher) herausklopfen. Ebenso die Lagerschale des unteren Lagers (16) entsprechend von oben.

Etwas schwieriger ist schon das Lager auf der unteren Gabelbrücke (12) – (14). Aufgrund der beiden Lenkanschläge links und rechts passen handelsübliche Abziehwerkzeuge nicht unter das Lager, man hat gerade mal 6 cm Platz um etwas unter das Lager zu fädeln.

Wer soll denn da ran kommen?

To make a long story short: Ich habe mir alles mögliche zusammengebastelt. Immer wieder aufgegeben und am nächsten Tag weitergemacht. Das Lager saß tagelang bombenfest da wo ich es nicht wollte. Am Ende habe ich es mit einem Dremel vorsichtig von der Seite aufgeschnitten. Das ist deshalb nicht ganz unkritisch, da der Lenkstock auf keinen Fall mit angeritzt werden darf. Über die Kerbe wird das Material geschwächt. Und an dieser Stelle ist das nicht die beste Idee. Das Anschneiden mit einer Trennscheibe am Dremel ging am Ende trotzdem erstaunlich gut, da das Lager nicht ganz durchgeschnitten werden muss. Bleibt ein knapper Millimeter stehen ist der Ring soweit geschwächt, dass er sich mit moderater Kraft runterhebeln lässt. Endlich. Feierabendbier.

Am nächsten Tag dann alles rückwärts: Lagerschalen, die in den Rahmen müssen sowie die untere Gabelbrücke ins Gefrierfach, die äußeren Teile dagegen, soweit möglich, sanft erwärmen. Die alten Ringe und Lager dienen als Auflage um die Teile mit an Ort und Stelle zu hämmern. Herausforderung beim Wiedereinbau ist die Lagerschale unten im Lenkkopf, denn hier lässt sich schlecht hämmern, hier fehlt die Gegenkraft. Diese Schale habe ich an Ort und Stelle bekommen, in dem ich ein geeignetes Auflageteil plus die alte Lagerschale mit einer Gewindestange durch den Lenkkopf hindurch hineingezogen habe.

Am Ende heißt es noch mit ausreichend Fingerspitzengefühl das ganze mit nicht zu großer aber auch nicht zu wenig Kraft über die Schraube (7) zu verspannen. Ich habe zweimal wieder aufgemacht, da sich nach erstem verschrauben dann doch alles noch einmal gesetzt hat und das Lenkkopflager locker war. Nachziehen geht aber glücklicherweise ohne die ganze Verkleidung abzunehmen. Nur die Lenkerstummel müssen nochmals weg.

Zwei Tage vor Ablauf der Vierwochen-Frist also schnell wieder zum TÜV. Der Himmel weinte vor Freude, ich auch. Die Plakette war wieder dran.

Plakette. Zugeteilt. Weitere 2 Jahre. Yeah.

Auf die nächsten 2 Jahre!

2018 wird Vintage!

Abgebaute Front der VFR

2018 gibt es keine neue BMW für mich. Stattdessen darf die Grand Dame aus dem Stall, meine Honda VFR 750 F aus dem Jahre 1990 zurück auf die Landstraße. Die letzten Jahre war die VFR immer dann dran, wenn die neue BMW noch nicht oder nicht mehr da war. Also vor und nach der eigentlichen Saison. Dann oft auf versalzenen Straßen, mit Laub oder Split. Keine dankbare Aufgabe. 2018 wird also das Jahr der VFR. 2018 wird vintage!

Genug der lobenden Worte. Denn es gibt auch einen Grund für das Garagendasein. Technische Probleme. Überall. Also ran an den Werkzeugkasten.

VFR Front ohne Verkleidung
Da ist doch hoffentlich nichts schlimmes passiert?

Auseinandergebaut ist schnell, von zwei festgerosteten und folgerichtig abgerissenen Schrauben abgesehen. Und jetzt ist die alte Dame erst einmal richtig rattig.

VFR ohne Verkleidung von der Seite
Da fehlen doch ein paar Teile?!

Es fehlt an der Elektrik, es fehlt an der Hydraulik und es fehlt – leider – NICHT am Rost.

VFR Krümmer, verrostet.
Krümmer-Camouflage.

Doch der Reihe nach:

    • Ölwechsel, easy, check.
    • Kühlwasserwechsel, check.
    • Wechsel Hydraulikflüssigkeit für die Kupplung. Eigentlich auch einfach, aber irgendwie schwimmen da lauter Partikel im alten Öl. Daher spülen, spülen, spülen. Check.
    • Gebrochene Verkleidungsteile kleben. Interessanterweise ist die Verkleidung an fünf Stellen gebrochen. Erstaunlich, dass da noch nichts weggeflogen ist… Gewebematte und 2K-Kleber lösen das Problem.

Gebrochenes Verkleidungsteil der VFR
Ups, kaputt. Ich war’s nicht!

  • Sitzbank. Aufgerissen, unschön, alt. Das habe ich aber vom Profi machen lassen. Die Sitzbank war für zwei Wochen bei www.bikepolster.de  toller Kontakt, schnelle Lieferung und tolle Qualität. Empfehlung!
  • Cockpit-Beleuchtung. Bitte nicht lachen. 6 Birnen, alle kaputt, alles dunkel. Klingt einfach, kommt man aber nur ran, wenn die Verkleidung und die Front komplett abgebaut ist. Japanische Wartungsfreundlichkeit eben.
  • Verrostete Krümmer: Drahtbürste auf Akkuschrauber, und damit die losen Teile entfernt. Mit Ofenrohrlack konserviert. Sieht wieder richtig schick aus und verschwindet (leider) unter der Verkleidung.
  • Viel Kleinzeug beim Wiederzusammenbau.

Karfreitag war dann alles fertig, die Elektrik funktioniert, der Motor springt an und die Maschine läuft.

Karsamstag also raus auf die Straße. Und es ist wie es sein muss: Herbst. Kalt, Regen. Aber das Mopped wie neu. Und die Saison geht ja noch ein paar Tage.

VFR und Fahrer renoviert.
Schöne Blechwand im Hintergrund.

Für die Statistik: Kilometerstand bei der “Wiederinbetriebnahme”: 110.385 km.

 

S1000RR Boxing

Es ist keine Überraschung, dass Auspacken in der Regel mehr Spaß macht als einpacken. Und das ist bei Lieblings-Motorrädern nicht anders. Das hat etwas damit zu tun, dass Motorräder nicht einfach in Schachteln passen. Der Ab- bzw. Rücknehmer erwartet in diesem Fall ein sauberes Streifen- und Kratzer-freies Bike.

Ready for the winter. #nichtamlacklecken #RRed #makelifearide

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Es ist vor allem die emotionale Komponente. Der Sommer ist vorbei. Und das Lieblings-Bike weg.

Für die #RRed war das am 3. November so weit. Schon spät genug im Jahr, schließlich waren wir ja schon Snowboarden. Aber trotzdem emotional. Die Rückgabe war blöd, irgendwie war der Gutachter super pingelig. Dank Versicherungen ist das zwar persönlich nicht tragisch. Aber es hinterlässt halt a Gschmäckle.

Mal sehen ob ich in der nächsten Saison wieder ein Leasebike nehme. Oder doch wieder auf die gute alte VFR zurückgreife.

Man reiche mir eine Gabel

Der TÜV hatte diesen Sommer kein Foto für mich.

Der TÜV hat heute kein Foto, äh keine Plakette, für mich. #Menno #veefer

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Nach gerade mal 26 Jahren und 110110 km (die Ähnlichkeit mit Notrufnummern ist rein zufällig) Honda-VFR-110110km

waren die Gabelsimmerringe endgültig durch. Machen lassen oder selber machen. Hah, keine Frage! Dem Ingenieur ist nicht zu schwör. Fragt mich ein paar Tage später noch einmal.

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Ein paar Tage später: Sechsundzwanzig Jahre alte Schrauben hatten sechsundzwanzig Jahre Zeit eine innige Verbindung mit dem darum liegenden Gewinde einzugehen. Die erste Schraube die reisst ist die Klemmschelle am Auspufftopf. In loser Reihe folge kaufe ich: Linksausdreher, Heisluftgebläse, Bohrer und Trennscheiben. Das Ende vom Lied ist, dass der Linksausdreher in der angebohrten Schraube abbricht und ab sofort ein Ausbohren des Stummels nicht mehr möglich ist. Gehärtetes Material, das gehört so. Schliesslich schneide ich den Topf an dieser Stelle auf und nehme die gesamte Schraube samt Gewindebohrer seitlich raus. Mit Maschinenschraube und Mutter schaffe ich interessanterweise eine (dichte!) neue Verbindung an alter Stelle. 

Wesentlich gravierender sind die “Fork Socket Bolts” (12), die das ganze Gabelkonstrukt zusammenhalten.

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Diese sind in das Standrohr eingedreht, müssen dicht sein und sind im Alu auch nur schwer rauszubohren. Mehrmals breche ich ab, weil mir der Angstschweiß auf der Stirne steht. Und mehrmals schlage ich die Öffnungszeiten des nächstgelegenen Honda-Händlers nach. 

Am Ende wage ich mich ran. Die Gabel zurück ins Motorrad gebaut um sie zu fixieren, einen Bandschlüssel für einen Ölfilter um die dickste Stelle des Standrohrs und die längste Ratsche, die wo gibt, für die (12). Und schliesslich lösen sich beide. Irgendwann.

Der Rest ist einfach. Um die Simmerringe aus dem Standrohr zu bekommen muss man lediglich beherzt Stand- und Tauchrohr ein paar Mal mit Schwung bis zum Anschlag gegeneinander herausziehen.

Für das Einschlagen des neuen Simmerrings empfehlen die Hersteller immer Spezialwerkzeug. Das beste ist aber der alte Simmerring. Neuer Simmerring auf das Standrohr aufgelegt, den alten oben drauf und mit kreisenden Hammerschlägen eingetrieben. Der alte Ring steht dann noch leicht über und kann mit einer Zange einfach entfernt werden.

Alles wieder rein, Schrauben nach Drehmoment angezogen, TÜV-Plakette mit anerkennenden Blicken des Prüfers drauf.

Neuer Mut in 2 Jahren.

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